Leiche am Kap Arkona gefunden: „Es ist Katharina“
Sassnitz (dpa) - Gut einen Monat nach dem Felssturz am Kap Arkona scheint das Schicksal der kleinen Katharina geklärt. Nahe der Unglücksstelle auf der Ostseeinsel Rügen fanden Mitarbeiter des Fördervereins Arkona bei einem Kontrollgang am Dienstag ein totes Mädchen.
„Das ist Katharina“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Putgarten, Ernst Heinemann. Er sei beim Bergen des Leichnams dabei gewesen und habe die vermisste Zehnjährige erkannt, sagte Heinemann der Nachrichtenagentur dpa. „Wir sind erleichtert, dass wir der Mutter sagen können, wir haben sie gefunden.“
Das Mädchen aus Brandenburg war am zweiten Weihnachtsfeiertag bei einem Spaziergang mit Mutter und Schwester ums Leben gekommen, als sich plötzlich mehrere tausend Kubikmeter Kreide und Geröll aus dem 35 Meter hohen Steilküstenkliff über ihnen lösten und in die Tiefe stürzten. Mutter und ältere Schwester wurden verletzt, Katharina blieb trotz intensiver Suche verschwunden.
Seit dem Abbruch wird die Steilküste dort laufend kontrolliert. Bei solch einem Kontrollgang hätten die Vereinsmitglieder den Leichnam am Morgen entdeckt, sagte Heinemann. Das tote Mädchen habe nur 20 Meter nördlich der Abbruchstelle am Ufer gelegen. Der in der Nacht herrschende Nordostwind habe die Leiche an- oder freigespült.
Die weiteren Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Stralsund übernommen. „Es spricht vieles dafür, dass es sich bei der Leiche um das zehnjährige Mädchen handelt“, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Lechte. Die Leiche werde nun rechtsmedizinisch untersucht. Dabei würden Gebiss, DNA und die Kleidungsstücke abgeglichen. Ergebnisse lägen frühestens am Mittwoch vor. „Wir führen jetzt ein normales Todesermittlungsverfahren durch.“
Nach zwei Wochen Suche hatten die Helfer am 8. Januar die Bergungsarbeiten ergebnislos abgebrochen, obwohl Leichenhunde immer wieder an der Abbruchstelle angeschlagen hatten. Mit Schaufeln und zuletzt einem Bagger hatten sie bis zu sieben Meter tief Kreide- und Gesteinsmassen abgetragen und nach dem Mädchen durchsucht. Weil die Leiche nicht gefunden worden war, gingen die Behörden zuletzt davon aus, dass das Kind vom Druck der herabstürzenden Geröllmassen ins Meer gespült worden sein könnte.
Einsatzleiter Daniel Hartlieb reagierte erleichtert. „Für uns hat mit dem Fund der Leiche der Einsatz ein Ende gefunden. Für die Psyche der Einsatzkräfte ist das sehr wichtig.“ Noch am Dienstagmorgen hatte Bürgermeister Heinemann den Vater informiert. Er habe mit Erleichterung reagiert, sagte Heinemann.
Bei einer bewegenden Trauerfeier hatten die Helfer und die Gemeinde Putgarten am 14. Januar Abschied von dem Mädchen genommen. Der Vater hatte dabei den Helfern für ihren Einsatz gedankt und gesagt, es wäre leichter, von seiner Tochter Abschied zu nehmen, wenn Katharina gefunden worden wäre.
Katharinas Heimatgemeinde hofft, dass die Familie nun ihre Trauer besser bewältigen kann. „Wenn es sich wirklich bestätigt, dass es sich um Katharina handelt, dann ist es auch ein wenig Befreiung“, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Plattenburg, Erich Hoffmann, der Nachrichtenagentur dpa. „Dann hat die Familie eine Stelle, wo sie trauern kann und muss nicht mehr mit der Ungewissheit leben.“