Sohn und Ehefrau verhaftet Leichen in Schnaittach: Tote Eltern eingemauert

Schnaittach (dpa) - Im Fall des getöteten und eingemauerten Ehepaares aus Schnaittach bei Nürnberg sind der tatverdächtige Sohn und dessen Frau in Untersuchungshaft genommen worden. Das habe ein Richter angeordnet, sagte Oberstaatsanwältin Anita Traud.

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Die Ermittler werfen dem 25-Jährigen und seiner 22 Jahre alten Frau gemeinschaftlichen Mord in zwei Fällen vor. Die Frau habe bestritten, das Ehepaar getötet zu haben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gab sie aber zu, ihrem Mann bei der Beseitigung der Spuren geholfen zu haben. Der 25-Jährige hat laut Traud bisher keine Angaben gemacht.

Rechtsmediziner begannen damit, die Leichen zu untersuchen. Zunächst bestätigten sie, dass es sich bei der männlichen Leiche um den vermissten Vater des 25-Jährigen handelt. Die Untersuchungen seien sehr umfangreich, auch um den Tatzeitpunkt möglichst genau bestimmen zu können, sagte die Oberstaatsanwältin. Zur Todesursache machte Traud noch keine Angaben.

Die Leichen waren in einem Nebengebäude der Garage eingemauert worden. In dem Haus im Nürnberger Land lebten sowohl das bislang als vermisst geltende Ehepaar als auch der Sohn und dessen Frau.

Die 66-jährige Frau und ihr 70 Jahre alter Ehemann waren seit Mitte Dezember 2017 nicht mehr gesehen worden. Der Sohn hatte seine Eltern jedoch erst Ende Dezember als vermisst gemeldet. Weil er in seinen Aussagen widersprüchliche Angaben machte, schöpfte die Polizei Verdacht. Das tatverdächtige Paar - beide sind Deutsche - war am Montag festgenommen worden.

Zum Motiv äußerte sich die Staatsanwältin weiter nicht. „Das wäre Spekulation“, sagte Traud. Der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast hatte jedoch am Montag angedeutet, dass die 66-Jährige mit der Beziehung ihres Sohnes zu der 22-Jährigen nicht einverstanden war. Die Hochzeit der beiden jungen Leute fand Ende Dezember ohne die Eltern des 25-Jährigen statt.

Vor einer Woche hatten der 25-Jährige und seine Frau einem regionalen Fernsehsender noch ein Interview gegeben, in dem sie um Hinweise auf den Verbleib der Eltern baten. „Die größte Freude, die man uns machen könnte, wäre einfach, dass die beiden wieder zur Tür kommen. Dass wir wenigstens wissen, was mit ihnen passiert ist“, sagte der Sohn darin.

In einer inzwischen nicht mehr abrufbaren Gruppe zu seinen vermissten Eltern im sozialen Netzwerk Facebook soll der Sohn zudem einen Spendenaufruf gestartet haben, um im Ausland nach seinen Eltern suchen zu können. Ob Spenden eingingen, wird laut Traud noch geprüft.

In der Facebook-Gruppe dementierte der junge Mann Medienberichten zufolge auch Gerüchte, am Verschwinden seiner Eltern beteiligt gewesen zu sein. Der 25-Jährige habe sich vermutlich eine Art Parallelwelt aufgebaut, hatte Rast gesagt. Er habe bis zum Schluss nicht damit gerechnet, dass ihm die Polizei auf die Schliche kommt.

Der Tatverdächtige hatte der Polizei erzählt, dass seine Eltern Verwandte besuchen wollten. Dafür hätten sie viel Gepäck und Bargeld mitgenommen, was für ihn auf eine längere Abwesenheit hingedeutet habe. Nachdem sie nicht wie angekündigt zurückgekommen seien und er sie auch über Weihnachten nicht auf dem Handy habe erreichen können, habe er einen Unglücksfall vermutet. Im Lauf der Ermittlungen habe sich der 25-Jährige aber in „immer mehr Widersprüche“ verwickelt, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion in Schwabach, Cora Miguletz.

Die Wohnung der Eltern wurde - mutmaßlich von den beiden Verdächtigen - gereinigt und laienhaft renoviert. Laut Miguletz erweckte dies den Eindruck, „als ob hier Spuren beseitigt werden sollten“. In einer Grube im Boden der Garage, die laut Rast laienhaft zubetoniert wurde, fand die Polizei viel Beweismaterial - unter anderem das angebliche Reisegepäck der Eltern.