Louis Vuitton bittet ins Fetisch-Kabinett
Paris (dpa) - Das Spektakulärste kam zum Schluss. Mit luxuriöser Fetischmode bot das Haus Louis Vuitton am letzten Tag der Pariser Prêt-à-Porter Schauen noch eine filmreife Inszenierung.
Mit der Kollektion von Louis Vuitton hat der letzte Tag der Pariser Prêt-à-Porter-Schauen noch ein echtes Highlight auf den Laufsteg gebracht. Nach neun Tagen Pilgerei von Defilee zu Defilee hatte sich am Mittwoch (9. März) bei vielen Beobachtern Müdigkeit breitgemacht. Zumal der Blick auf die teils sehr schönen Kollektionen für Herbst/Winter 2011/12 von dem hässlichen Skandal um John Gallianos antisemitische Äußerungen und seinen Rauswurf bei Dior überschattet wurde. Doch die Aussicht auf die Schau des Hauses Vuitton hielt alle bei der Stange.
Allein das Setting lohnte: Am Eingang des in einem Louvre-Innenhof errichteten Zeltes servierten als Zimmermädchen verkleidete Helferinnen Champagner. Drinnen warteten Gitterkäfige mit alten Fahrstühlen, in denen erst Männer in Gendarmenuniform, dann die Models auf den Laufsteg gefahren wurden. Es folgte eine Luxusinszenierung von Fetischmode, Domina-Look vom Feinsten, der aber nicht vulgär wirkte.
Die Machart der unterhalb des Knies endenden A-förmigen Röcke, der dunkelblauen schmalen Wollpullover, der Lackmiedergürtel und Offiziersjacken war fantastisch. Es gab zahlreiche Kostüme und Mäntel, skulptural geschnitten aus grobem Tweed und mit großen Knöpfen verziert. Polizistenkappen, weiße Bubikrägen aus Lack, hohe Schnürstiefel und an Handschuhen mit Goldketten befestigte Schlenkertaschen ergänzten diese Mischung aus Perversion und Bravheit, bei der auch ein ganzer Schwung Models in mädchenhaften gemusterten Kleidern im 30er-Jahre-Schnitt über den Laufsteg rauschte.
Die Anklänge an die 30er und 40er Jahre und der der SM-Szene entlehnte Uniformlook bekamen allerdings durch den Skandal um die Galliano zugeschriebenen rassistischen Äußerungen einen etwas seltsamen Beigeschmack. Auch wenn Designer Marc Jacobs dies nicht hatte vorhersehen können. Beendet wurde die Schau durch den Auftritt einer rauchenden Kate Moss in Miederhose, Stiefeln und einem Oberteil aus durchbrochenem Leder mit Pomponärmeln. Neben ihr liefen mit Naomi Campbell, Stella Tennant und Amber Valletta noch drei weitere frühere Supermodels für Jacobs.
Die Münchner Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof spielten in ihrer Kollektion gekonnt mit den Gegensätzen von männlich und weiblich. Die schmale Schleifenbluse aus einem gestreiften Herrenhemdenstoff passte zur lockeren schwarzen Hose, der Taillenbund des femininen Baumwollkleides wurde im Rücken mit Hemdsärmeln geschlossen. Bleistiftröcke mit Pepitamuster und silberne Jäckchen mit gerafftem Rückenteil wie auch die fein drapierten Abendroben erinnerten an die 50er-Jahre.
Bei Valentino ging es am Dienstag leicht und soft zu. Die Designer Maria Grazia Chiuri und Pier Paolo Piccioli verarbeiteten feinen Rippstrick und Double-Face-Qualitäten zu jungen modernen Kleidern mit schmalem Oberteil und schwingendem Rock. Aufgestickte Blüten und eingearbeitete Spitze verstärkten den Eindruck von Finesse. Neben pudrigem Rosé gab es dunkles Bordeauxrot und Nachtblau. Mit ihren subtilen Kollektionen haben es die Italiener geschafft, der Marke ein neues erlesenes Image zu geben.