Prozess Loveparade: Welche Rolle spielte die Polizei?

Am 58. Verhandlungstag des Strafprozesses um die Katastrophe vom 24. Juli 2010 sagt erstmals ein hochrangiger Polizist aus.

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Düsseldorf. Frühjahr 2010, in Duisburg wird die Loveparade geplant: Wie umgehen mit den vielen erwarteten Besuchern? Was tun bei Straftaten, bei einem Unwetter, bei zu viel Andrang auf das Veranstaltungsgelände? Im Loveparade-Prozess wird abermals deutlich, dass schon viele Wochen vor der Loveparade am 24. Juli 2010 viele Szenarien bedacht und bei zahlreichen Treffen mit Veranstalterin Lopavent, Feuerwehr und städtischen Behörden diskutiert wurden — nicht selten kontrovers.

Am 58. Tag des Mammut-Prozesses wird erstmals ein Polizist als Zeuge vernommen. Befragt wird der damalige polizeiliche Leiter des Führungsstabs am Veranstaltungstag. Das Gericht hat fünf Verhandlungstage für die Befragung des 55-Jährigen angesetzt, so viele wie noch für keinen Zeugen vor ihm.

Der Vorsitzende Richter Mario Plein will etwa wissen, wie der Polizist die Rollen der zehn Angeklagten wahrgenommen hat. Mit den sechs städtischen Bediensteten hatte der Führungsstableiter nicht so viel zu tun, wohl aber mit dem angeklagten Produktionsleiter der Veranstalterin Lopavent. Dieser sei der zentrale Ansprechpartner für die Polizei gewesen. Er habe einen kompetenten Eindruck gemacht. Er habe immer sicherheitsorientiert Entscheidungen getroffen, sagt der Zeuge.

Breit erörtert das Gericht mit dem Zeugen alle Vorbereitungstreffen, an denen der Polizist teilgenommen hatte - polizeiinterne Treffen und mit den anderen Akteuren. Um ein Lautsprecherkonzept zur Information wartender Besucher sei es da etwa gegangen, um den Zugriff der Polizei auf Videokameras der Veranstalterin oder um die notwendige Anzahl der Bereitschaftspolizei-Hundertschaften und deren Schichtdauer.

Der 55-Jährige berichtet, dass er am Veranstaltungstag die Spätschicht als Stabsleiter zusammen mit einem Polizeiführer innehatte. Mittags habe er zuvor noch seinen Sohn und dessen Bekannten auf der Veranstaltungsfläche abgesetzt. Einzelne polizeiliche Maßnahmen im Zusammenhang mit dem sich am Nachmittag abzeichnenden verhängnisvollen Gedränge kommen am gestrigen Verhandlungstag noch nicht zur Sprache.

Unter den zehn Angeklagten ist kein Polizist. Die Staatsanwaltschaft hatte zwar gegen einen Polizeiführer ermittelt, ihn aber nicht angeklagt. Ein Sachverständiger hatte damals festgestellt, dass Polizeimaßnahmen nicht die Ursache für das Unglück waren. Auch hatten nach 2014 veröffentlichten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft die leitenden Beamten keine Maßnahmen unterlassen, mit denen der tödliche Ausgang des Geschehens hätte abgewendet werden können.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es am einzigen Zu- und Abgang zum Veranstaltungsgelände ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt wurden. Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte der Veranstalterin Lopavent GmbH.