Luther reist in die USA - mit Mönchskutte und Murmeln
Halle/Wittenberg (dpa) - Karin Lubitzsch zieht sich weiße Schutzhandschuhe über. Im abgedunkelten Raum des Wittenberger Lutherhauses liegen Schätze von welthistorischer Bedeutung.
Aus einer Vitrine holt sie eine über 500 Jahre alte Mönchskutte. „Martin Luther hat sie als Augustinermönch zwischen 1508 und 1524 getragen“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Mirko Gutjahr. Das Stück verlässt erstmals zusammen mit mehr als 500 weiteren Gegenständen Deutschland für eine Ausstellung in den USA. Dazu gehören Luthers Bank und Tisch, sein Schreib-Set sowie vier Murmeln, mit denen der kleine Martin gespielt haben soll.
Unter dem Motto „Here I stand... “ bereiten das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, das Deutsche Historische Museum (Berlin) und die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Ausstellungen vor, die voraussichtlich von Oktober 2016 bis Anfang 2017 gleichzeitig in drei amerikanischen Städten zu sehen sein werden. Das Ganze wird im Auftrag und dank maßgeblicher finanzieller Förderung des Auswärtigen Amtes realisiert.
„Deutschland und insbesondere Sachsen-Anhalt kann sich mit der Ausstellung in einmaliger Weise einem internationalen Publikum als Land der Reformation darstellen“, sagt Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller. Das Vorhaben könnte in Zukunft noch mehr Touristen aus den USA nach Wittenberg bringen, so die Hoffnung.
Die größte Schau wird auf rund 1000 Quadratmetern im „Minneapolis Institute of Arts“ zu sehen sein. Außerdem werden mehr als 100 Stücke in New York Citys „The Morgan Library & Museum“ präsentiert. Mit Einrichtungen in Atlanta laufen noch Gespräche. „Die Ausstellung in den USA ist nur möglich, weil im nächsten Jahr das Lutherhaus in Wittenberg zum Jubiläum 2017 saniert und neu gestaltet wird“, sagt sein Sprecher Florian Trott.
Zu den Exponaten zählen Ofenkacheln mit einer Darstellung der „Eva“ sowie eines Fürsten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie ein Wandbrunnen mit einer Kreuzigungsszene aus den archäologischen Ausgrabungen im Garten des Wittenberger Lutherhauses. Auch rund 500 Jahre alte, im Wittenberger Boden entdeckte Bleilettern sind zu sehen. Untersuchungen ergaben, dass mit ihnen unter anderem Luthers Bibel gesetzt wurde.
Im New Yorker „Morgan Library & Museum“ wird erstmals außerhalb Deutschlands ein handschriftlicher Brief Martin Luthers an Kaiser Karl V. gezeigt, der einst mit Hilfe des Bankiers John Pierpont Morgan des Älteren (1837-1913) in das Wittenberger Lutherhaus gelangte.
Waffen aus der Berliner Zeughaus-Sammlung ergänzen die nach Übersee entsandten Ausstellungsstücke. Dazu kommt Gewandschmuck, der am Elternhaus des Reformators in Mansfeld gefunden wurde. „Das beweist, dass Luther aus einer begüterten Familie kam und nicht, wie er schrieb, Sohn eines armen Bergmannes war“, sagt Landesarchäologe Meller.
Luther (1483-1546) wurde in Eisleben geboren und starb dort auch. Mehr als 40 Jahre wirkte er in Wittenberg. Am 31. Oktober 1517 schlug er der Überlieferung nach 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Das Datum markiert den Beginn der Reformation und jährt sich 2017 zum 500. Mal.