„Magna Carta... Holy Grail“: Rap-König Jay-Z hält Hof

New York (dpa) - Jay-Z ist reich. So reich, dass er Dutzende Edelkarossen, Jachten und Luxusuhren besitzt, flaschenweise Champagner trinken und sich Gemälde für Millionen kaufen könnte.

Wer das alles noch nicht wusste, dem beschreibt der US-Rapper seine umfangreichen Besitztümer und langen Listen von Luxus-Wünschen gern noch einmal ausführlich auf seinem jetzt erschienenen Album - mit dem ebenfalls nicht gerade unbescheidenen Titel „Magna Carta... Holy Grail“.

„Ich bin nie zufrieden“, rappt der Ehemann von Pop-Diva Beyoncé darauf. „Ich will einfach kolossal leben.“ Er sei eben wie Michael Jackson, Pablo Picasso und Muhammad Ali - gleichzeitig.

Wie es sich für ein derartiges Superlativ-Album gehört, veröffentlichte der 43-Jährige die Platte natürlich auch nicht einfach so, sondern mit einem nie dagewesenen und von der „New York Times“ zum „Marketing-Tsunami“ gekürten Brimborium. Zunächst durften sich am 4. Juli - nicht zufällig dem amerikanischen Unabhängigkeitstag - eine Million Nutzer einer bestimmten Smartphone-Marke die 16 Songs per App herunterladen. Fünf Dollar (etwa 3,90 Euro) bezahlte der Telefon-Hersteller US-Medienberichten zufolge für jedes der eine Million Alben, die sie an ihre Kunden verschenkten.

Und obwohl die Platte da noch gar nicht in den Läden stand, bekam sie trotzdem schon Platin-Status - die zuständige Behörde hatte extra die Regeln geändert. Das Coverdesign stellte Jay-Z in der altehrwürdigen Salisbury-Kathedrale in Großbritannien vor. Direkt neben einer der weltweit nur vier noch existierenden Originalausgaben der „Magna Carta“ von 1215, eine der wichtigsten Quelle des englischen Verfassungsrechts, wird seine Platte dort einige Wochen lang ausgestellt sein.

Selbstüberschätzung? Größenwahn? Star-Allüren? Mit Sicherheit, aber Jay-Z, der eigentlich Shawn Carter heißt und den Künstlernamen aus seinem früheren Spitznamen „Jazzy“ und den beiden U-Bahnlinien „J“ und „Z“, die durch seinen New Yorker Heimatstadtteil Brooklyn führen, zusammengemischt hat, steht über all dem. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Beyoncé und dem gemeinsamen ein Jahr alten Kind Blue Ivy bildet er die „First Family“ von New York und das Power- und Machtzentrum der US-Musikszene. Gemeinsam sollen sie eine Milliarde Dollar besitzen, dazu alle wichtigen Kontakte und sogar die private Telefonnummer von US-Präsident Barack Obama.

Jay-Z, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt und eigenen Angaben zufolge in seiner Jugend mit Drogen dealte, lebt längst nicht mehr nur noch von seiner Musik, sondern zählte auch schon unter anderem Mode, Musiklabels, Kosmetik, Clubs, Teile eines New Yorker Basketballvereins und eine Sportmarketing-Agentur zu seinem stetig wachsenden Imperium. In seiner Heimat Brooklyn wird der Rapper stark verehrt und scheint allgegenwärtig. Eine neue Veranstaltungshalle eröffnete er im vergangenen Herbst mit gleich acht ausverkauften Konzerten.

Und wie ist nun das neue, zwölfte Album des Rap-Königs, bei dem Stars wie Timbaland, Justin Timberlake, Frank Ocean und natürlich Beyoncé mitgeholfen haben? Die US-Kritiker zeigten sich gespalten. „Episch“, jubelte die „USAToday“, während die „Los Angeles Times“ nur „leere Prahlerei“ gehört haben will. „Magna Carta... Holy Grail“ wirke wie ein „Übergangsalbum“, schrieb die „New York Times“. „Als ob Jay-Z genug vom Pop, aber auch noch keine zuverlässige Alternative gefunden hat. Eine Million Platten hat er verkauft - er kann also weitersuchen.“