Patenschaften Marie-Luise Marjan: Kinder geben Spenden ein Gesicht

Johannesburg (dpa) - In der Garderobe von Mutter Beimer am Set der Fernsehserie „Lindenstraße“ hängen die Fotos ihrer fünf Patenkinder. Für die Schauspielerin Marie-Luise Marjan sind sie zu einer zweiten, globalen Familie geworden.

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Die 76-Jährige unterstützt seit 1990 über die Hilfsorganisation Plan International Patenkinder. Sie hat ihre Patenkinder auch persönlich besucht, von Indien bis nach Haiti. Inzwischen engagiert sie sich auch als ehrenamtliches Kuratoriumsmitglied der Kinderhilfsorganisation, erzählt sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Was ist das Besondere an den Kinderpatenschaften?

Antwort: Das Kind gibt einer Spende ein Gesicht. Es ist einfach schöner, eine so persönliche Verbindung zu haben, da weiß man, wofür man spendet. Man kann das Kind begleiten - man kriegt ja zum Beispiel zweimal im Jahr Berichte, wie es dem Kind geht und welche Fortschritte das Dorf macht. Man kann das Patenkind sogar besuchen, dann sieht man konkret, was vor Ort aus den Spenden wird. Die Menschen sollen wissen, wohin ihre Spenden gehen - hier muss ja auch jeder für sein Geld arbeiten.

Frage: Wie ist Ihre eigene Erfahrung mit Patenkindern?

Antwort: Im Laufe der Zeit hatte ich fünf Patenkinder. Das erste ab 1990, ein Mädchen namens Sulachana in Indien, dann den Buben Sunil in Sri Lanka und Yen aus Vietnam. Diese Patenschaften sind ausgelaufen. Jetzt habe ich das Mädchen Fabiola in Paraguay und die kleine Alexis in Haiti. Ich habe sie alle besucht, hatte sichtbaren Anteil an ihren Entwicklungen und konnte direkt erfahren, wie sie mit ihren Familien in ihren Dörfern leben. Es ist beglückend zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln und erwachsen werden.

Frage: Was ist Ihre schönste Erinnerung an eines der Patenkinder?

Antwort: Die kleine Yen aus Vietnam zum Beispiel ist ein richtiger Überflieger geworden. Bei meinem Besuch damals hat sie schon Wörter auf Englisch und Deutsch akzentfrei nachgesprochen. Über Plan hat sie mir lange nach Ende der Patenschaft ein Video geschickt. Da war sie selbst schon Mutter mit einem Baby auf dem Arm und zeigte mir, was sich alles im Dorf verändert hat. Zum Schluss schälte sie eine Mango und sagte, dass sie sich erinnere, wie gerne ich diese Frucht gegessen habe und wie dankbar und glücklich sie für meine Hilfe sei.

Frage: Aber ein Patenkind oder dessen Familie bekommt keine direkte finanzielle Hilfe?

Antwort: Einzelnen Menschen direkt Geld zu geben, wäre ungut. Das würde in Dörfern Neid und andere Probleme schaffen. Das Kind ist im Grunde ein Botschafter, es steht für die Dorfgemeinschaft. Es kann ja auch nicht sein, dass die Leute denken, dass ihnen ein Kind quasi gehört. Die Plan-Projekte kommen dem ganzen Dorf zu Gute - und damit natürlich auch den Patenkindern und ihren Familien. Ziel muss es sein, dass es den Kindern im eigenen Land gut geht, dass sie dort eine bessere Zukunft haben.

ZUR PERSON: Für manche Fernsehzuschauer ist die Schauspielerin Marie-Luise Marjan (76) so etwas wie die „Mutter der Nation“. Seit Dezember 1985 sieht sie das ARD-Publikum jeden Sonntag als Mutter Beimer in der Serie „Lindenstraße“. Marjan wurde 1940 in Essen geboren und von ihrer leiblichen Mutter in ein Waisenhaus gegeben. Sie wuchs bei einer Adoptivfamilie auf. Später lernte sie ihre leibliche Mutter kennen, doch der Kontakt brach schnell wieder ab. 2007 erfuhr sie, dass sie einen Halbbruder und mehrere Cousinen und Cousins hatte - eine Geschichte, die sie in ihrem autobiografischen Buch „Ganz unerwartet anders“ festhielt. Für ihr soziales Engagement erhielt sie unter anderem das Bundesverdienstkreuz.