Mathias Rust hat ausgesorgt

Der Kreml-Flieger sieht sich als Friedensaktivist und lebt nach zwei gescheiterten Ehen als Geschäftsmann in Estland.

Berlin. Mathias Rust findet seine Aktion immer noch gut. 22 Jahre nach seiner spektakulären Landung in Moskau hat der 41-Jährige seine Cessna im Berliner Technikmuseum besucht. "Es ist, als ob man eine alte Liebe wieder trifft, die man verloren geglaubt hatte," sagte er der "Bild am Sonntag". Das Museum hatte die geschichts-trächtige Maschine kürzlich von einem japanischen Sportclub erworben, bei dem sie mehrere Jahre unter freiem Himmel gestanden hatte.

Rust lebt mittlerweile als Geschäftsmann in Estland. Der Mann, der eine Banklehre abgebrochen hat, ist nach eigenen Angaben heute bestens situiert: "Für meinen Lebensunterhalt muss ich nicht mehr arbeiten." Er veranstalte Boot- und Autorennen, sei an Maschinenbaufirmen beteiligt. Zurzeit schreibe er an seinen Memoiren, die zum 25.Jahrestag seines Fluges 2012 erscheinen sollen.

Er pendelt nach eigenen Angaben zwischen seiner neuen Heimat, dem Wohnort seiner Eltern bei Hamburg und der Karibik. Dort habe er eine lukrative Einnahmequelle entdeckt: Pokern. "Auf einer Jacht habe ich mal an nur fünf Abenden 750 000 Euro gewonnen."

Als 19-Jähriger wollte er ein Signal für den Weltfrieden setzen und mietete am 28.Mai 1987 die kleine Cessna 172. Von Uetersen bei Hamburg flog er über Island und Finnland nach Moskau. Dabei durchquerte er rund 700 Kilometer sowjetischen Luftraum, ohne von Abfangjägern abgeschossen zu werden. Das Oberste Gericht der UdSSR verurteilte Rust damals zu vier Jahren Haft, von denen er 14Monate absaß.

Als er im August 1988 nach Deutschland zurückkehrte, war er ein bekannter Mann, aber glücklich wurde er nicht: "Viele Leute waren eifersüchtig." 1989 hat er als Zivi in einem Hamburger Krankenhaus eine Schwesternschülerin niedergestochen, dafür saß er 15 Monate in Haft. Die junge Frau habe etwas zu ihm gesagt, was ihn sehr verletzt habe - was, wisse er nicht mehr. 2001 hat er einen Kaschmirpullover gestohlen, 2005 wurde er wegen nicht bezahlter Rechnungen verurteilt. Seine Ehe mit einer polnischen Lehrerin hielt drei Jahre, mit einer Frau aus Indien war er acht Jahre verheiratet. Derzeit sei er Single.

Seine alten Träume aber haben Bestand. "Ich würde gerne noch einmal nach Moskau fliegen - aber nur mit Genehmigung", sagt Rust. Und Gorbatschow möchte er immer noch treffen.