Mehr als 50 Tote nach Dacheinsturz in Riga
Riga (dpa) - Beim Einsturz eines Supermarktdaches in Lettland sind mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Unklar blieb zunächst, wie viele Menschen noch unter den Trümmern begraben waren. Der Bürgermeister ging am Freitag von etwa zwei Dutzend aus.
Präsident Andris Berzins sprach von einer „unfassbaren Tragödie“. Medien bezeichneten den Einsturz vom Donnerstagabend als größten Unfall seit Lettlands Unabhängigkeit 1991. Die Ursache des Unglücks, bei dem auch mehr als 30 Menschen verletzt wurden, blieb zunächst offen. Eine Naturkatastrophe oder einen Terrorakt schloss die Regierung aus. Es gebe Anzeichen, dass gegen Bauvorschriften verstoßen worden sei, sagte Innenminister Rihards Kozlovskis im Fernsehen.
Die Rettungsarbeiten sollten bis mindestens Samstagmorgen weitergehen. Am späten Freitagabend war davon die Rede, dass noch rund 400 Quadratmeter des insgesamt 1500 Quadratmeter großen Geländes des Einkaufszentrums durchkämmt werden müssten.
Rund 100 Menschen versammelten sich am Abend trotz nasskalten Wetters am Unglücksort, unter ihnen auch Angehörige, die weiterhin auf ein Lebenszeichen von Vermissten hofften. Trotz dichten Nebels harrten sie aus und beobachteten die Rettungskräfte im Licht von Suchscheinwerfern.
In ganz Riga läuteten am Abend die Kirchenglocken, zum Gedenken an die Opfer. In der Innenstadt legten Menschen Blumen und Briefe am Fuß des Freiheitsdenkmals nieder. „Wir sind mit euch in dieser Tragödie“ stand auf einem Zettel. Solidarität zeigten auch mehrere Dutzend Rechtsanwälte, die nach Angaben der Anwaltskammer den Angehörigen der Unglücksopfer kostenlose Rechtshilfe erteilen wollen.
Augenzeugen berichteten im Fernsehen von einem Feuer-Alarm, der vor dem Einsturz losgegangen sei. Dies bestätigte der Supermarktbetreiber - das Warnsystem sei am Nachmittag rund zehnmal aktiviert gewesen. Trotz des Alarmsignals sei das Gebäude am Donnerstag aber nicht evakuiert worden, da es „keine offensichtlichen Anzeichen von Feuer“ gegeben habe, sagte ein Sprecher.
Das Flachdach brach auf mindestens 500 Quadratmetern ein, das Gebäude sei wie ein Kartenhaus eingestürzt, erklärte Vizebürgermeister Andris Ameriks.
Regierungschef Valdis Dombrovskis verhängte eine dreitägige Staatstrauer. Am Montag soll landesweit eine Gedenkminute für die Opfer einlegt werden. Die Nachbarländer Estland und Litauen wollen die Nationalflaggen am Sonntag auf halbmast setzen. In lettischen Botschaften im Ausland liegen Kondolenzbücher aus.