„Mehr als ein Kopfschmuck“: Historische Hüte-Schau

Konstanz (dpa) - Hut ab! Das Rosgartenmuseum in Konstanz zeigt berühmte Hüte aus drei Jahrhunderten, darunter Originale von Adenauer, Dix oder Papst Johannes Paul II. Die Kopfbedeckungen verraten viel über ihre Zeit - aber auch über ihre Besitzer.

So ein Hut ist ja nicht irgendein Kleidungsstück. „Chapeau! Berühmte Kopfbedeckungen“ ist der Titel einer kleinen aber feinen Ausstellung im Rosgartenmuseum in Konstanz - quasi zur angemessenen Würdigung des Hutes. Von Samstag (23. Juli) an und bis zum 27. November sind dort rund 50 Kopfbedeckungen berühmter Persönlichkeiten ausgestellt, die auch jede Menge Geschichten über ihre Besitzer erzählen. Zu sehen sind teils noch nie öffentlich gezeigte Originalstücke von Fürst Otto von Bismarck, Karl Valentin, Hermann Hesse oder Ferdinand von Zeppelin.

Schick sieht er aus, der kleine, schwarze Zylinder aus aufgerautem Haarfilz. Nichts deutet darauf hin, dass sein Besitzer bei einem Attentat ums Leben kam. Was für die einen ein Kleidungsstück ist, war für Historiker der Schlüssel zu der wohl mysteriösesten Geschichte rund um das badische Großherzogtum. Der Hut gehörte dem 1812 geborenen Kaspar Hauser, von dem sich bis heute das Gerücht hält, er sei der Sohn und Thronfolger des badischen Großherzogs Karl und aus politischen Gründen gefangen gehalten und ermordet worden. Erst seit der letzten Genprobe vor ein paar Jahren sind sich die Wissenschaftler ziemlich sicher, dass Hauser nicht aus dem Haus Baden stammt. Die Probe dazu stammte von eben diesem Hut.

„Hüte sind mehr als ein Kopfschmuck“, erklärt Tobias Engelsing, Ausstellungsmacher und Leiter der städtischen Museen. Sie sind Symbol für Freiheit und Protest, oder sie verbreiten als Symbol der Macht Angst und Schrecken, schreibt Engelsing in dem reich bebilderten Ausstellungskatalog über die Hüte aus drei Jahrhunderten.

Vor allem erzählen sie Geschichten über die Besitzer: So hat sich der aus einer Arbeiterfamilie stammende Maler Otto Dix bereits in jungen Jahren gerne ein herrenhaftes Erscheinen zugelegt, obwohl er in seiner Kunst gerade die bürgerliche Klasse bloßstellte. Auch nachdem er vor den Nazis auf die Halbinsel Höri am Bodensee geflohen war, verzichtete er nicht auf seine breitkrempigen Hüte, die er sich extra aus den USA schicken ließ. Später entdeckte er die während der Studentenproteste modern gewordenen Baskenmützen.

Wenn Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) sich im Urlaub am Comer See beim Bocciaspiel erholte, trug er einen karierten Pepitahut. Für Engelsing ist der harmlose Knautschhut Symbol für die neue Friedfertigkeit der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Fürs ungeübte Auge nicht gleich als Kopfbedeckung zu erkennen ist der Lieblingshut von Diane Herzogin von Württemberg. Die geborene Gräfin von Frankreich trägt das raffinierte, schwarze Drahtgeflecht vorzugsweise bei Hochzeiten im europäischen Adel.

Bei den Damen verschwand der Hut nicht nur durch das Aufweichen gesellschaftlicher Konventionen. Seit den 30er-Jahren wurde er auch zunehmend durch die Dauerwelle verdrängt und war fast nur noch bei Adelshochzeiten zu bestaunen, wie jüngst bei der Hochzeit von Prinz William und Kate.

Die Schau schlägt auch den Bogen zur Gegenwart. Denn Hut und Mütze feiern derzeit bei jungen Leuten eine Renaissance, glaubt Ausstellungsmacher Engelsing, selbst ein überzeugter Hutträger. Auf der Straße wimmelt es nur so von Wollmützen, Filzkappen, Schildmützen, Baseballkappen. Sogar der aus Stroh geflochtene Panama-Hut ist wieder zurück, und ein Werbeplakat im Museum zeigt Schnulzensänger Roger Cicero, wie er mit einem trendigen Gangster-Hut für einen der ältesten Huthersteller in Deutschland Werbung macht.

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Ausstellungskatalog „Chapeau! Berühmte Kopfbedeckungen 1700-2000“, Tobias Engelsing, Konstanzer Museumsjournal, 108 Seiten, 11,50 Euro