Mehr als ein Turnschuh: Die neuen Sneakermodelle
Köln (dpa/tmn) - Der Sneaker kann sich nicht ständig neu erfinden. Daher suchen Hersteller nach Möglichkeiten, dem Alltagsturnschuh einen neuen Look zu geben: Er sieht dem Bergschuh oder Halbschuh ähnlich oder wird einem Schuh aus einem Hollywoodstreifen nachempfunden.
Wenn ein Turnschuh nicht mehr wie einer aussehen will, dann ist es ein Sneaker. Denn der Trend bei diesen Schuhen geht immer mehr zu sogenannten Hybrid-Modellen: Die Turnschuh-Optik wird mit anderen Formen gekreuzt. Pascal Prehn, Chefredakteur des Fachmagazins „Sneaker Freaker“ in Köln, beschreibt das so: „Die Sneaker-Mode bewegt sich nach wie vor in Richtung Nicht-Sneaker-Mode.“
Sneaker sind Turnschuhe für den Alltag, und so wollen sie auch mehr und mehr aussehen: Sie orientieren sich optisch an Straßenschuhen. In der kommenden Saison wird ihr Look auch etwas edler, etwa bei Boxfresh. Neben schon bekannten Kreuzungen mit Bergsteigerschuhen à la Red Wing und Duck Boots gebe es nun vermehrt schickere Varianten in den Kollektionen, sagt Nina Piatscheck, Redakteurin beim Modebranchenblatt „Textilwirtschaft“ in Frankfurt. „Kombiniert werden Sneaker zum Beispiel mit Elementen von Brogues oder Budapestern.“ Nike kreuzt etwa auch eine Sandale.
Viele Modelle, etwa von Keds und KangaROOS, spielen auch mit Farben. „Speziell bei Damenmodellen und ganz besonders in der nächsten Herbst-Winter-Saison werden intensive und leuchtende Farben eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Claudia Schulz, Sprecherin des Deutschen Schuhinstituts in Frankfurt. „Da trifft dann Lilablau auf Neongrün, Orange auf Kobaltblau, Pistaziengelb auf Türkis.“
Auch der gute alte Stil von Vivienne Westwood mit punkigem Schwarzweißdruck oder leicht aggressivem Retro-Pink tauche so wieder auf. Zu diesem Mix-Prinzip passe denn auch eine Kombination verschiedener Materialien - etwa Glatt- mit Lackleder.
Nina Piatscheck hat auf den letzten Streetwear-Messen auch viele Modelle mit Tierdruck entdeckt. Von Leo-, Zebra- oder Tigermustern ist es dann nicht mehr weit zu den Ethno-Designs. „Da gibt es sehr viele indianische Muster oder ethnisch inspirierte Prints“, erläutert die Fachjournalistin. „Manchmal kommen auch Fransen zum Einsatz.“
Prints hin, auffällige Töne her - Sneaker-Spezialist Prehn ist sich in Sachen Farbe nicht so sicher. „Ein Großteil der neuen kommerziellen Modelle ist farblich eher langweilig“, findet der Branchenkenner. „Es scheint mir, als trauten sich die Hersteller nichts wirklich Neues mehr zu.“ Gerade bei den Herrensneakern sei vieles Ton in Ton gehalten und wenig auffällig - im Bereich von Braun, Beige und Dunkelgrün.
Gänzlich farblos, das räumt Prehn ein, sind die Schuhe aber nicht. Das könne ein schwarzer Sneaker mit grüner Sohle sein. Oder der Träger trägt ein Accessoire: „Ein dezentes Outfit mit klassischen, zweifarbigen Schuhen lässt sich mit farbigen Socken kontrastieren.“
Inmitten all der echten oder auch nur scheinbaren Trends bleibt Claudia Schulz vom Schuhinstitut unterdessen besonnen: „Den Turnschuh, das ist klar, kann man nicht ständig neu erfinden.“ Deswegen wundere es sie auch nicht, dass in der Sneakermode die Retrowelle besonders heftig schwappt: „Derzeit nähern sich viele Designs wieder den klassischen Laufschuhen an“, sagt sie. So orientierten sich Hersteller wie Converse derzeit verstärkt an klassischen Modellen, die Firmen wie New Balance oder Asics, Adidas oder Nike und Puma einst für den sogenannten „Performance“-Bereich entwickelt hatten, also für den tatsächlichen Einsatz im Sport.
In der Sneakerszene der Fans und Turnschuhsammler sind Neuauflagen, im Fachjargon „re-issues“ genannt, längst ein essenzielles Thema. Mit alten Klassikern wie dem „Puma Clyde“ oder dem „Nike Tailwind 82“ sind aus Sportschuhen Lifestyle-Sneaker geworden. Der „Nike MAG“ wurde für eine limitierte, inzwischen ausverkaufte Kollektion im letzten Jahr sogar einem Schuh aus dem 23 Jahre alten Film „Zurück in die Zukunft 2“ nachempfunden.