Mehr Knacker als Nüsse im Haus
Gerd Rust hat mehr als 5000 der kunstvollen Figuren gesammelt. Nur das Schlafzimmer ist für sie Tabuzone.
Spremberg. Mit großen blauen Augen blickt der hölzerne Soldat in roter Uniform die Patienten von Hausarzt Gerd Rust an. Die außergewöhnliche Sprechstundenhilfe steht im Behandlungsraum des Mediziners im brandenburgischen Spremberg.
Rust sammelt seit den 1970er Jahren leidenschaftlich Nussknacker. In seiner Praxis steht der größte Teil seiner privaten Sammlung.
Mehr als 5000 Stück hat er zusammengetragen. Seinen ersten kaufte er 1975 in einem Antikgeschäft. Danach war es um ihn geschehen: Das Sammelfieber war ausgebrochen.
Die Holz-Männer haben es so auch ins Wohnhaus geschafft. Nur das Schlafzimmer sei Nussknacker-freie Zone, sagt der 64-Jährige. „Das habe ich meiner Frau versprechen müssen.“ Manchmal kämen die Leute nicht wegen einer Grippe oder Erkältung in die Praxis, sondern nur, um die Nussknacker-Sammlung anzuschauen.
Seine größten Schätze hält Rust aber versteckt in seinem Privathaus. Hierfür hat er unzählige Vitrinen aufgebaut. Die Reihe reicht vom Flur übers Wohnzimmer bis in seinen Hobbyraum. In allen Varianten hat er sie: groß, klein, dick, dünn, Nussknacker aus Holz, Porzellan und Metall.
Auch thematisch gibt es keine Grenzen: Neben den Klassikern aus dem Erzgebirge stehen hölzerne Matrosen, Soldaten aus der Kaiserzeit und Wikinger. Auch wenn es bunt durchgewürfelt aussieht — alles folgt einer starren Ordnung. „Alle Nussknacker sind nach Hersteller geordnet“, erklärt Sammler Rust.
Und er ist nicht allein mit seinem Sammelfieber: In den USA gibt es etwa 1000 Liebhaber, in Deutschland sind es 50 bis 60, die alle mehr als 1000 Nussknacker besitzen. Die Geschichte geht zudem weit zurück. Die älteste Nusszange stammt aus dem Jahr 400 vor Christus und ist am Fundort in Süditalien zu bestaunen.
Geschnitzte Figuren tauchen erstmals im 14. Jahrhundert auf. Erste gedrechselte Holzfiguren aus dem Erzgebirge werden auf 1870 datiert. Rusts ältester Nussknacker ist 200 Jahre alt. Für den Hausarzt ist das ganze Jahr Nussknacker-Zeit. Einzige Veränderung im Advent: Rust rückt seine hölzernen Bergleute und Weihnachtsmänner in den Vordergrund.