Metalldiebe legen Bahnstrecke Hannover-Hamburg lahm
Hannover (dpa) - Erneut haben Metalldiebe eine Bahnstrecke in Niedersachsen stundenlang lahmgelegt. Die Hauptverbindung Hannover - Hamburg musste in der Nacht zum Mittwoch voll gesperrt werden, weil Diebe zahlreiche Kabel unter anderem an Strommasten demontiert hatten.
Fern- und Güterzüge mussten nach Angaben der Deutschen Bahn rund acht Stunden lang umgeleitet werden. Viele Nahverkehrszüge fielen aus. Nach Ermittlungen der Bundespolizei hatten die Täter im Bereich Isernhagen in der Region Hannover auf einem rund zwei Kilometer langen Abschnitt etwa 80 Kabel demontiert. Vorwiegend wurden Erdungskabel von Strommasten und Signalanlagen gestohlen.
Entdeckt wurde der Diebstahl am Dienstagabend von Mitarbeitern der Bahn während einer routinemäßigen Streckenbegehung. Für Reisende bestand nach Angaben eines Polizeisprechers aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr. Allerdings ist der Aufenthalt an nicht geerdeten Streckenmasten gefährlich, weil es zum sogenannten Stromüberschlag kommen könne - also zu einem tödlichen Stromschlag, obwohl kein direkter Kontakt mit dem Netz existiert.
Für die Reparaturarbeiten musste die Bahnstrecke Hamburg - Hannover in beide Fahrtrichtungen bis 4 Uhr am Mittwochmorgen voll gesperrt werden. Betroffen waren nach Angaben der Bundespolizei mehr als 100 Züge. Alleine in diesem Monat mussten nach ähnlichen Diebstählen in Niedersachsen auch die Strecken Hannover - Berlin und Hildesheim - Braunschweig vorübergehend gesperrt werden.
Nach Angaben der Bundespolizei Hannover wurden vergangenes Jahr auf den von ihr überwachten Bahnstrecken 122 Metalldiebstahl-Fälle registriert. Dabei wurden rund 24 Tonnen Buntmetall entwendet. In diesem Jahr seien die Zahlen ähnlich, sagte ein Sprecher. Bundesweit registrierte die Bahn 2011 mehr als 3000 Delikte.
Die Bundespolizei hat bisher keine Hinweise auf die Täter, sie hofft nun auf Tipps von möglichen Zeugen. Dazu schaltete die Polizei auch eine kostenfreie Hotline (0800 688 8000).
Die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) geht davon aus, dass das gestohlene Metall im großen Stil ins Ausland verschoben wird. Dies sei ohne Probleme möglich, sagte Geschäftsführer Ulrich Leuning der Nachrichtenagentur dpa.
Die Deutsche Bahn hatte zuletzt angekündigt, dass sie im Kampf gegen die Metalldiebe künftig mit Schrotthändlern zusammenarbeiten will. Sie markiert inzwischen Metallteile mit künstlicher DNA - so soll das potenzielle Diebesgut identifizierbar bleiben. Nachgedacht wird bei der Bahn auch darüber, dass Schrotthändler künftig verdächtiges Material, das ihnen angeboten wird, mit Hilfe spezieller Geräte auf diesen unsichtbaren Eigentumscode der Bahn untersuchen.