Michael Bertrams: Der Aufrechte

Michael Bertrams war 18 Jahre lang der oberste Richter in Nordrhein-Westfalen, hat mit seinen Urteilen Landes- und Rechtsgeschichte geschrieben und hat nun seine Robe aus Altersgründen an den Nagel gehängt.

Der Noch-64-Jährige stammt aus Waldbröl und ist seit 1994 Präsident beim Verfassungsgerichtshof in Münster — also Präsident des Landesverfassungsgerichts. Zahllos sind seither die Verfahren und Urteile, in denen er sich mit den Mächtigen in Düsseldorf anlegte, die politische Farbenlehre spielte dabei für ihn nie eine Rolle.

Er kippte die Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen, er stärkte die Rechte der Opposition gegenüber der Regierung, und er mahnte immer wieder, bei den Etatberatungen die Landesverfassung ernst zu nehmen und bei den Neuverschuldungen nicht über die Stränge zu schlagen.

Mit seinem Veto gegen den Nachtragshaushalt 2010 schrieb er Rechtsgeschichte. Alle Ministerpräsidenten der vergangenen Jahre haben über ihn geflucht, am lautesten Wolfgang Clement, dem er die Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium untersagte. Bertrams, der gerne musiziert, will nun mit seiner Frau ausgedehnte Reisen unternehmen. fu