Miete, Mensa, Möbel: Studiumsfinanzierung planen
Berlin (dpa/tmn) - Das Studium ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Meist ist dieser Schritt auch finanziell einschneidend: Denn neben Anschaffungskosten etwa für Möbel müssen auch Essen, Fahrtkosten, Kleidung, Krankenversicherung, Telefon und Internet bezahlt werden.
Im Schnitt brauchen Studenten nach Daten des Deutschen Studentenwerks (DSW) für ihren Lebensunterhalt 794 Euro pro Monat. „Die Wohnkosten sind natürlich überall unterschiedlich“, erklärt Bernhard Börsel vom DSW. Sie machen einen erheblichen Anteil aus - im Durchschnitt geben Studenten ein Drittel ihrer Einnahmen für Miete aus. Neben Wohnkosten sollten Studenten an Einschreib- und Rückmeldegebühren denken, rät Börsel. „Hier können bis zu 400 Euro pro Semester anfallen.“
Die meisten Studenten erhalten von ihren Eltern finanzielle Unterstützung - nach DSW-Angaben gilt das für 87 Prozent. „Bei der Ausbildung sind Eltern zu Unterhaltszahlungen gesetzlich verpflichtet“, sagt Börsel. Dafür erhalten sie vom Staat Kindergeld und Steuerfreibeträge.
Doch auch wenn die finanziellen Mittel oder das Ersparte nicht ausreichen, muss das Studienvorhaben nicht scheitern. „Es gibt zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten, die von der staatlichen Förderung wie Bafög über Stipendien bis hin zu Studienkrediten reichen“, sagt Madlen Müller von der Verbraucherzentrale Sachsen.
„Für eine realistische Finanzplanung sollten Jugendliche ihre Ausgaben möglichst detailliert aufschreiben und dann den Einnahmen gegenüberstellen“, rät Müller. Handelt es sich nicht um feststehende, monatliche Beträge, sollten Jugendliche mit Schätzungen rechnen und dafür vorab ihr Kaufverhalten genau beobachten - etwa wie viel sie für Lebensmittel, Kleidung oder ihr Handy pro Monat brauchen. Wichtig für die Einnahmen-Seite: „Nur Geld einrechnen, über das man auch wirklich verfügt“, sagt Müller. Also erst, wenn zum Beispiel die Zusage für ein Stipendium im Briefkasten liegt, die Förderung in die Finanzplanung aufnehmen.
Außerdem sollten Studieninteressierte mit der Budget-Planung frühzeitig beginnen - etwa drei Monate vor dem Semesterstart. Das ist besonders wichtig, wenn sie staatliche Zuschüsse wie Bafög beantragen. „Der Auszahlungszeitpunkt hängt vom Datum der Beantragung und dem Ausbildungsbeginn ab“, sagt Börsel. Die Bearbeitungszeit für einen Antrag dauere in der Regel sechs Wochen. Wer nicht genügend zeitlichen Vorlauf einplant, erhält im schlimmsten Fall in den ersten Monaten nach Semesterbeginn noch keine Zahlungen. „Bafög können Studenten jedoch erst beantragen, wenn der Studienort feststeht.“
Der Förderungsbetrag wird individuell berechnet und variiert zwischen 10 und 735 Euro pro Monat. Ob Studenten Anspruch auf Bafög haben, ist abhängig vom Einkommen der Eltern sowie vom Einkommen und dem Vermögen des Studenten. Börsel nennt einen groben Richtwert für eine Familie mit einem Kind und einem Hauptverdiener: Die Vollförderung - also den Höchstsatz - bekommen Studenten, wenn die Eltern ein Jahresnettoeinkommen von bis zu 20 580 Euro haben. Keinen Anspruch haben Studenten in der Regel, wenn die Eltern pro Jahr mehr als 38 004 Euro netto verdienen. Der Vorteil von Bafög: Studenten müssen nur die Hälfte des zinslosen Staatsdarlehens zurückzahlen - jedoch nie mehr als 10 000 Euro.
Wer kein oder nicht ausreichend Bafög erhält, kann sich einen Nebenjob suchen. Doch Vorsicht: Die Tätigkeit sollte die Studienzeit nicht unnötig verlängern. Besser sei es, einen studiennahen Job oder ein Praktikum zu wählen, dann können Studenten zusätzlich Berufserfahrung sammeln, sagt Börsel. Bevor Studenten einen Job anfangen, sollten sie mit der Renten- und Krankenkasse klären, ob sich das Arbeitsverhältnis sozialversicherungspflichtig auswirkt. „Mit einem 450 Euro-Minijob gibt es in der Regel keine Probleme“, sagt Börsel. Außerdem müssten Studenten an die Steuer denken und Höchstverdienstgrenzen einhalten - das gilt besonders beim Bafög.
Unabhängig vom Bafög können Studenten einen Bildungskredit in Anspruch nehmen. Er wird unabhängig vom eigenen Einkommen ausgezahlt. Zinslose Darlehen bietet etwa die Kfw-Bank an. Auch viele Banken vergeben spezielle Studienkredite. Beim Vergleich der Konditionen helfen kostenlose Kreditrechner beispielsweise der Verbraucherzentralen sowie der Studienkredite-Vergleich des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).
Grundsätzlich gilt: „Einen Kredit aufnehmen sollte die letzte Option sein“, sagt Müller. Denn hierbei bestehe die Gefahr, dass man nach dem Studium auf einem Schuldenberg sitzt. Somit sollte dies nie die ausschließliche Form einer Studienfinanzierung sein. „Kredite können dosiert eine Überbrückungsmöglichkeit sein oder einen geringen Aufstockungsbedarf decken“, erklärt Börsel. Je nach Einkommen sollte die Rückzahlraten bei etwa 100 bis 150 Euro pro Monat liegen, rät Müller. Außerdem sollte der Kreditvertrag die Möglichkeit der Sondertilgung enthalten - also die Option, flexibel pro Jahr höhere Beträge zurückzuzahlen und so die Schulden schneller zu tilgen.
Bei plötzlichen, finanziellen Notlagen könnten sich Studenten laut Börsel auch an das zuständige Studentenwerk wenden - denn die meisten davon können Härtefällen ein Überbrückungsdarlehen anbieten.