Mit der Wollmütze am Schreibtisch: Milliardenmarkt Accessoires
Düsseldorf (dpa) - Der Hut als Hoffnungsträger: Während der deutsche Textilhandel über Umsatzeinbußen durch Wetterkapriolen klagt, läuft das Geschäft mit modischen Accessoires wie Kopfbedeckungen gut.
Ganz im Trend sind derzeit auch „Indoor-Mützen“.
Milliardenmarkt Accessoires: Für modisches Zubehör wie Mützen, Hüte, Schals, Tücher, Taschen, Gürtel und Handschuhe haben die Deutschen im vergangenen Jahr rund 1,6 Milliarden Euro ausgegeben. Dabei geht es vor allem bei Mützen und Hüten zur Freude des Bundesverbands des deutschen Textileinzelhandels (BTE) schon längst nicht mehr nur um Schutz vor Regen und grimmiger Kälte: Ganz im Trend ist die „Indoor-Mütze“, die besonders modemutige Zeitgenossen auch am Schreibtisch tragen, wie der Verband im Vorfeld der Düsseldorfer Accessoires-Fachmesse „Date“ Ende Januar mitteilte.
Unter der Bezeichnung „Beanie“ hat dabei etwa eine Art Pudelmütze ohne Bommel eine steile Karriere gemacht. Auch im Sommer 2014 seien Mützen neben den Hüten weiter im Trend, versicherte Messe-Initiator Michael Arlt. Rücksichten auf aktuelle Wetterentwicklungen wie heiße Sommer oder kalte Winter sind da offenbar fehl am Platz: Der Trend zu Mütze und Hut sei weitestgehend wetterunabhängig, berichtete BTE-Sprecherin Maria Bausch.
Vor allem aus Sicht des Textilhandels gelten Accessoires derzeit als sichere Umsatzbringer in ansonsten eher schwierigen Zeiten: Im laufenden Jahr habe der deutsche Modehandel das dritte Jahr in Folge mit ungewöhnlichen Wetterkapriolen zu kämpfen gehabt, klagte Bausch. Auch noch Anfang November habe der sehr warme Herbst viele Kunden beim Stadtbummel eher ins Straßencafé statt ins Modegeschäft getrieben.
Bereits im vergangenen Jahr war der Gesamtumsatz an Bekleidung in Deutschland nach den Zahlen des Verbands um knapp eine Milliarde Euro auf knapp 52,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Rund 825 Millionen Euro entfielen davon auf sogenannte textile Accessoires wie Hüte, Mützen und Schals. Hinzu kamen weitere 800 Millionen Euro für Leder-Accessoires wie Taschen, Handschuhe oder Gürtel.
Dabei gilt der Hut als einer der Hoffnungsträger: Zumindest bei Kopfbedeckungen werde im laufenden Jahr mit einem Umsatzplus gerechnet, hieß es. Gut laufen auch die Geschäfte der Hutfachhändler, die sich im vergangenen Jahr über ein Umsatzplus von sechs Prozent freuen konnten.
Die aktuellen Hut-Trends heißen „Trilby“ oder „Porkpie“ und die Dame kann sich mit dem „Flapper“ nicht nur beim Pferderennen sehen lassen. Gemeint sind meist Filzhüte mit schmaler oder auch besonders breiter Krempe für die Frau. Vor allem bei jungen Männern sei der klassische „Bogart-Hut“ gefragt, hieß es. Auf der Suche nach kleinen Hüten (Trilbies) oder Schiebermützen (Flatcaps) würden derzeit auch viele Frauen in den Herrenabteilungen der Kaufhäuser gesichtet, berichteten die Trendexperten. Besonders teure Exemplare können dabei nach Angaben von Arlt auch bis zu 1000 Euro kosten.
Einen weiteren Grund für den Griff zur Kopfbedeckung konnte auch Fußball-Nationaltorhüterin Nadine Angerer beisteuern, die in Düsseldorf als „Hutträgerin des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Als Sportlerin habe sie anderes zu tun, als übers Hairstyling nachzudenken, bekannte die 35-Jährige, die sich selbst als „Hut- und Mützen-Fan“ bezeichnet.