Mobile Zahnärzte: Ralf Schneider und seine Praxis per Rollkoffer
Ralf Schneider packt seine Praxis in Rollkoffer und behandelt kranke und alte Menschen.
Dortmund. Der Zahn schmerzt, aber der Weg zum Arzt ist für viele Menschen unmöglich oder sie trauen sich einfach nicht in die Praxis. Pflegebedürftige oder Angstpatienten müssen deshalb nicht auf zahnärztliche Behandlung verzichten. Denn Zahnärzte wie Ralf Schneider packen ihre Praxis samt Röntgengerät in Koffer und machen das Patienten-Wohnzimmer zur Praxis — Tendenz steigend.
Zwischen Schrankwand, Couch und Blumentapete setzt Zahnarzt Schneider vorsichtig die Spritze für die lokale Betäubung. Mit einer Stirnlampe leuchtet er in den Rachen seiner Patientin, die es sich — so gut es geht — bequem macht. So ein Hausbesuch eines mobilen Zahnarztes ist auch eine Antwort auf den demografischen Wandel. „Immer mehr schaffen es aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr in meine Praxis“, sagt Schneider. „Und deshalb komme ich zu ihnen.“
Er ist ständig unterwegs ist: „Viele Patienten sind bettlägerig, mobil eingeschränkt. Aber ich komme auch zu Angstpatienten, die sich nicht in eine Praxis trauen“, sagt er. Bohren, Füllungen, Kronen oder Parodontose-Behandlungen — das alles ist im heimischen Wohnzimmer kein Problem. Nur Operationen sind aus Hygiene-Gründen nicht möglich.
Klaus Bartling, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, geht von einem Trend aus: „Tatsache ist doch, dass es in der Zukunft im zahnärztlichen Bereich flächendeckende Versorgungskonzepte geben wird und muss.“ Vor allem Patienten in Heimen müssten die Hilfe von mobilen Zahnärzten in Anspruch nehmen. „Diese Menschen gut zu versorgen, ist unser Auftrag als Heilberufler“, findet Bartling.
Die Ausrüstung der mobilen Zahnärzte passt in den Kofferraum eines Kleinwagens: Sie besteht aus einer Behandlungseinheit in der Größe eines Trolleys mit Absaugmaschine, Kompressor, Bohrer, Ultraschall und einem Röntgengerät. In den Fächern eines metallenen Rollkoffers liegen Einweg-Besteck, Einmal-Handschuhe, Medikamente, Pasten, Tupfer und Tücher.
Deutschlandweit gibt es nach Auskunft der Bundeszahnärztekammer einige Projekte, die durch ein „hohes Maß an freiwilligem Engagement getragen werden“. Der höhere personelle und zeitliche Aufwand der Zahnärzte bei Hausbesuchen müsse sich aber auch in weiteren Zusatzvergütungen niederschlagen.
Zahnarzt Ralf Schneider hofft, dass seine Idee bald Schule macht. „Die älteren Patienten sind so dankbar, das motiviert“, sagt er.