Mörder von Geschäftsfrau muss lebenslang hinter Gitter
Hannover (dpa) - Ein 27-Jähriger hat eine wohlhabende Unternehmerin in ihrer Wohnung bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dann in der Badewanne ertränkt, weil er ihren Sportwagen stehlen und verkaufen wollte.
Die Tat ereignete sich am 4. Mai im noblen Zooviertel von Hannover. Das Landgericht der niedersächsischen Landeshauptstadt verurteilte den zur Tatzeit arbeitslosen Hörgeräte-Akustiker zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
„Sie haben gehofft, dass das Ganze wie ein Unfall aussehen könnte“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Rosenbusch in seiner Urteilsbegründung zu dem Angeklagten. Jedoch sei es dem Mörder nicht gelungen, alle Spuren zu beseitigen.
Der gut aussehende junge Mann und die erfolgreiche 49-jährige Geschäftsfrau hatten sich über eine Internet-Kontaktbörse kennengelernt, heftig geflirtet und für den 4. Mai zum Sex verabredet. Spätestens auf dem Weg dorthin entschloss sich der 27-Jährige nach Einschätzung des Gerichts, die Frau zu töten. Als beide sich ausgezogen hatten, kam es zu einem Kampf, auf den zahlreiche Verletzungen an der Leiche hindeuteten.
Der Angeklagte hörte mit versteinerter Miene dem Richter zu, ab und zu schüttelte er leicht den Kopf. Der frühere Zeitsoldat stritt die Tat bis zuletzt vehement ab. In seinem Schlusswort sprach er pathetisch die Schwester des Opfers an, die als Nebenklägerin den Prozess begleitet hatte. „Ich verneige mich vor Ihnen“, sagte der Mann mit gestylter Kurzhaarfrisur. „Wenn ich es gewesen wäre, würde ich mich entschuldigen. Aber ich kann mich nicht für etwas entschuldigen, was ich nicht war.“ Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert und versucht, den Verdacht auf andere Männer zu lenken.
Das Opfer hatte mit zahlreichen Männern Affären. Auch ihr früherer Lebensgefährte und Geschäftspartner war zunächst ins Visier der Ermittler geraten. Allerdings war am Ende die Indizienlast gegen den 27-Jährigen erdrückend. Seine DNA-Spuren fanden sich am Hals des Opfers und an der Wand über der Badewanne. Im Chat hatte sich der Arbeitslose weltmännisch als Halb-Chilene namens Camilo ausgegeben. Er sei Ingenieur bei einem großen Reifenhersteller. Am Tatabend wurde das Profil Camilo kurz nach 21 Uhr vom Smartphone des Opfers gelöscht, das Handy verschwand, aber der Löschvorgang blieb am Tablet der Frau nachvollziehbar.
Danach versuchte der junge Mann vergeblich, an drei Bankautomaten Geld mit den gestohlenen Kreditkarten der 49-Jährigen abzuheben. „Wir haben Sie alle eindeutig auf den Fotos der Kreditinstitute erkannt“, sagte der Richter. Videoaufnahmen belegen auch, dass der 27-Jährige den Wagen der Getöteten auf einem Parkplatz in der Nähe seiner Wohnung abstellte. Seiner Freundin erzählte er anschließend, er sei nach einem Bewerbungsgespräch von der Polizei angehalten worden, weil er über eine rote Ampel gelaufen sei.
Das Motiv für den Raubmord war nach Überzeugung des Gerichts Geldnot. Der junge Mann hatte 12 000 Euro Schulden, die Miete für die gemeinsame Wohnung zahlte seine Freundin, eine Bankkauffrau. Bei seiner Tat ging er dilettantisch und wenig durchdacht vor, wie Rosenbusch sagte. Denn ohne Fahrzeugbrief lässt sich kein Wagen verkaufen, ohne PIN-Nummer kein Geld abheben. Am Morgen des Mordes hatte der 27-Jährige ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch geführt. Wäre die Jobzusage ein wenig früher gekommen, wäre das alles möglicherweise anders geworden, sagte der Richter.