Nach Hochwasser 68 Tote in Rheinland-Pfalz sind identifiziert
Nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz sind inzwischen 68 Hochwassertote eindeutig identifiziert worden. Das ist knapp die Hälfte der gefundenen Personen.
Nach der verheerenden Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz sind nach Angaben der Landesregierung erst 68 der 132 Hochwassertoten eindeutig identifiziert worden. In vielen Fällen seien aufgrund der "Todesumstände" dafür komplexe und zeitintensive Abgleiche von DNA oder Zahnstatus nötig, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag bei einer Pressekonferenz des Krisenstabs in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Parallel prüften die Behörden demnach 74 Vermisstenfälle, 16 davon betrafen ausländische Staatsbürger.
Lewentz sagte, die eindeutige Identifizierung der Toten im Rahmen der Todesermittlungsverfahren erfolge mit größter Rücksicht auf die Würde der Verstorbenen und sei auch für die damit befassten Polizisten eine teilweise extreme Belastung. Dazu kämen bislang unbekannte Probleme. "Wenn man kein Wohnhäuser mehr hat, ist das mit dem DNA-Vergleichsmaterial auch sehr schwer", sagte Lewentz.
Bei den durch extreme Regenfälle ausgelösten Hochwassern vor etwa eineinhalb Wochen war das rheinland-pfälzische Ahrtal besonders schwer getroffen worden. Viele kleinere Gemeinden wurden mitsamt ihrer Infrastruktur teils völlig zerstört. Dort waren am Montag weiter tausende Rettungskräfte bei Aufräum- und Hilfsarbeiten im Einsatz. Laut Landesregierung machten sie über das Wochenende Fortschritte bei der Räumung der riesigen Müll- und Trümmerberge.
Dadurch kämen auch andere wichtige Instandsetzungsrbeiten nun besser voran, sagte die Leiterin des Landeskrisenstabs, Bejona Hermann. So könne die Bundeswehr dank der freigeräumten Straßen nun mit dem Aufbau behelfsmäßiger Brücken über die Ahr beginnen. Diese sollen die provisorischen Pionier-Panzerbrücken ersetzen, die Soldaten dort zuerst aufgebaut hatten. Die Flut zerstörte mehr als 30 Brücken.
In der Debatte um Verbesserungen im Katastrophenschutz sprach sich Lewentz für eine generelle Bestandsaufnahme im Licht der jüngsten Ereignissen aus. "Wir werden die ganze Bandbreite diskutieren müssen", sagte er. Es sei praktisch "ein Tsunami" durch das Ahrtal gerast, künftig seien aber auch noch größere Katastrophen eines bislang undenkbaren Typs in Deutschland denkbar. Abläufe und Stabsorganisationen müssen angepasst werden.
Auch das Vorhandensein von "Großgerät" in ausreichender Nähe zu möglichen Katastrophenregionen müsse diskutiert werden, sagte der Landesinnenminister. Lewentz verwies in diesem Zusammengang auf die Ereignisse unmittelbar nach der Katastrophe. Dabei seien mehr als 30 Hubschrauber zusammengezogen worden, um Menschen mit ihren Winden aus Bäumen und von Dächern zu retten.
Derweil begannen die Behörden in Rheinland-Pfalz auch damit, sich Gedanken über die Organisation der Bundestagswahl in den von der Flut zerstörten Gebieten zu machen. Dies habe derzeit noch nicht oberste Priorität, die Landeswahlleitung beginne aber inzwischen bereits damit, sagte Lewentz. Denkbar sei etwa der Einsatz von Behördenbussen. Bei der Katastrophe wurde auch die Infrastruktur der Verwaltung vielerorts samt Gebäuden und Computern zerstört.
bro/cax