Essen Nach Sikh-Anschlag: Fernzünder in Kinderzimmer entdeckt

Nach dem Anschlag auf Sikhs in Essen prüfen die Ermittler, ob hinter der Bombenexplosion eine islamistische Terrorgruppe steckt. Die jugendlichen Verdächtigen hatten aus ihrer Sympathie für den IS keinen Hehl gemacht.

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Essen. Bei den Ermittlungen zum Bombenanschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen haben die Ermittler einem Medienbericht zufolge einen Fernzünder im Kinderzimmer eines Verdächtigen gefunden. Die Polizei in Essen wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen, „um die Ermittlungen nicht zu gefährden“.

Nach Angaben von „Spiegel Online“ entdeckte die Polizei bei den Verdächtigen auch ein Video von einer Detonation einer selbstgebauten Bombe, die sie als Probesprengung werten. An einer Sturmhaube, die in der Nähe des Gebetshauses sichergestellt worden war, seien DNA-Spuren eines Verdächtigen entdeckt worden. Zudem seien die Handys des Duos zur Tatzeit in einer Funkzelle des Tatorts eingeloggt gewesen.

Bei dem Anschlag waren drei Menschen verletzt worden. Zwei 16-jährige Islamisten sitzen in Untersuchungshaft. Beide waren den Behörden bereits bekannt. Die Ermittler gehen der Frage nach, ob hinter dem Anschlag in Essen eine Terrorgruppe steckt. „Wir prüfen, ob wir die Ermittlungen übernehmen, haben dafür bislang aber noch keine Anhaltspunkte“, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Dienstag auf dpa-Anfrage.

Nach Informationen von „Spiegel Online“ war ein Dinslakener Islamist von einem der Verdächtigen darüber informiert worden, dass die Bombe abgelegt wurde. Einem Bericht der „Welt“ zufolge kommunizierten die Verdächtigen in einer achtköpfigen Salafisten-Chatgruppe. Auch würden Verbindungen zu einem Prediger in Duisburg geprüft. Die 16-Jährigen hätten in den vergangenen Monaten in sozialen Netzwerken und auch gegenüber Mitschülern Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat geäußert, hatte das NRW-Innenministerium in der vergangenen Woche berichtet.

Die CDU-Opposition in Nordrhein-Westfalen forderte am Dienstag eine Änderung des Verfassungsschutzgesetzes. Bislang dürfen in NRW Daten jugendlicher Gefährder nur gespeichert werden, wenn sie das 16. Lebensjahr bereits vollendet haben. Eine solche Beschränkung gebe es nur in NRW, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, kritisierte Oppositionsführer Armin Laschet. Der Essener Anschlag mit zwei dringend tatverdächtigen 16-Jährigen sei ein Beispiel für die Verjüngung islamistischer Gefährderkreise. Die CDU-Fraktion will daher im Landtag beantragen, die Altersgrenze zur Datenspeicherung über gefährliche Minderjährige auf 14 Jahre herabzusetzen (dpa)