Neue Friedrich-Ausstellung widmet sich der Kartoffel
Potsdam (dpa) - Blumengebinde und Kränze sind normal für ein Grab. Aber Kartoffeln? Am Grab von Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786) in Potsdam schon. Denn der Monarch hat der Knolle einst zum Durchbruch als Grundnahrungsmittel in seinem Herrschaftsgebiet verholfen.
Um seine berühmten „Kartoffelbefehle“ ranken sich Anekdoten und Legenden - nun soll ihr historischer Gehalt beleuchtet werden. Mit der Ausstellung „König & Kartoffel. Friedrich der Große und die preußischen Tartuffoli“ (20. Juli bis 28. Oktober) will das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte unterhalten und aufklären zugleich. Neben historischen Zeugnissen und Exponaten werden darum auch Küchenutensilien und Rezepte präsentiert.
„Wir wollen Historisches näherbringen - aber auf eine unterhaltsame Art“, erklärt Sprecherin Antje Frank. Zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs soll die Beziehung Friedrichs zur Kartoffel erklärt werden und wie es dazu kam. Dafür haben die Ausstellungsmacher unter Leitung von Kurt Winkler, Direktor des Geschichtshauses, mehr als 200 Exponate zusammengetragen. Filme und Hörstationen sollen den Alltag rund um die Kartoffel im 18. Jahrhundert lebendig machen und die Entwicklungsgeschichte der „Tartuffoli“ von der Zier- bis zur landwirtschaftlichen Nutzpflanze nachzeichnen. „Wir haben bewusst einen kulturhistorischen Ansatz gewählt“, so Frank.
Erstmals im Original werden dabei die berühmten „Kartoffelbefehle“ gezeigt. Wie schwierig es war, den Anbau der Kartoffel durchzusetzen, belegen Ermahnungen des preußischen Königs oder Tabellen zu Erfolgen und Misserfolgen des Anbaus. Unterstützung fand Friedrich bei den Vertretern der ökonomischen Aufklärung und bei Pastoren. Diese warben von der Kanzel herab als „Knollenprediger“ für die neuartige Feldfrucht.
Missernten und Hungersnöte trieben den Monarchen an - doch sein Volk war skeptisch. Darum soll Friedrich der Große seinen Soldaten befohlen haben, einen Kartoffelacker zu bewachen - die Menschen sollten dadurch davon überzeugt werden, dass die Kartoffel etwas Wertvolles ist.
Auf welche schmackhafte Weise die Knolle dann doch auf dem Tisch landete, sollen historische Rezepte belegen. Präsentiert werden sie im Begleitbuch zur Ausstellung, aber auch in der Schau selbst. Zwölf Anleitungen liegen dort aus, berichtet Frank. „Die Besucher können sie leicht zu Hause nachkochen.“ Beispielsweise „Kartoffel in Weinbrühe“, wie sie im Jahre 1723 zubereitet wurden.
Von dem einstigen Kartoffelland ist heutzutage in der Mark nur noch wenig zu sehen. In der Landwirtschaft spielt die Knolle eine untergeordnete Rolle. Seit Jahren wird eine immer kleinere Fläche mit den Erdäpfeln bestellt, berichtet der Landesbauernverband. Lediglich etwa 8600 Hektar sind es heute nur noch. Zu DDR-Zeiten waren es noch rund 124 000 Hektar. „Die Verzehrgewohnheiten und die Ansprüche haben sich geändert“, erklärt Werner Franke vom Verband. So hatte sich die DDR aus eigener Kraft mit Kartoffeln versorgt, zudem wurden die Erdäpfel für die Tierproduktion eingesetzt. Heutzutage dient der Anbau allenfalls der regionalen Versorgung, berichtet Franke. Speisekartoffeln werden lediglich auf etwa 2100 Hektar angebaut.