Neue Rätsel um MH370: Experten suchen und untersuchen Teile
Paris/Kuala Lumpur (dpa) - Nach dem Fund eines Flügel-Wrackteils auf La Réunion will ein malaysisches Team weitere Flugzeug-Überreste auf der Insel im Indischen Ozean gefunden haben.
Entsprechende Angaben der Regierung in Kuala Lumpur dementierten die zuständigen französischen Behörden am Donnerstag allerdings umgehend. Völlig unklar war, ob es sich bei diesen angeblichen Funden um weitere Trümmer der seit März 2014 verschollenen Boeing 777 von Malaysia-Airlines-Flug MH370 handeln könnte.
Das malaysische Team habe auf der französischen Insel viele weitere Teile eingesammelt, sagte Verkehrsminister Liow Tiong Lai in Kuala Lumpur. Darunter seien Flugzeugfenster. Alles sei den französischen Behörden übergeben worden. Doch die für die französischen Ermittlungen zum Verschwinden von Flug MH370 zuständige Pariser Staatsanwaltschaft weiß davon nichts: „Die Staatsanwaltschaft von Paris dementiert momentan den Fund neuer Wrackteile“, sagte eine Vertreterin der Behörde der Deutschen Presse-Agentur.
Die vergangene Woche auf der Tropeninsel angeschwemmte Flügelklappe wird unterdessen weiter in einem Labor bei Toulouse untersucht. Malaysia versuchte am Donnerstag, Zweifel an der Zuordnung des Wrackteils zum Flug MH370 auszuräumen. Die Flügelklappe trage ein Wartungssiegel von Malaysia Airlines, sagte Liow Tiong Lai. Deshalb sei die Regierung sicher, dass sie zu der vor 17 Monaten verschwundenen Boeing 777 gehöre. Bei den nunmehr gefundenen Teilen müsse dies aber noch geprüft werden, betonte der Minister.
Familien chinesischer Passagiere hatten sich zuvor skeptisch über die Ankündigungen aus Malaysia geäußert. Nach den ersten Analysen der Flügelklappe am Mittwoch hatte Malaysia die Verbindung zu MH370 für bestätigt erklärt. Die französische Justiz äußerte sich etwas vorsichtiger und sprach von einer „sehr starken Vermutung“.
„Ich bekomme das Gefühl, dass Malaysia diese Sache so schnell wie möglich abschließen will, anstatt auf unsere Zweifel einzugehen“, sagte Wang Zheng, dessen Eltern in der Maschine waren, der Deutschen Presse-Agentur in Peking. Die meisten Passagiere an Bord der Malaysia-Airlines-Maschine waren Chinesen.
Flug MH370 war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Radarschirm verschwunden. Die Maschine flog aus bislang völlig ungeklärten Gründen noch sieben Stunden Richtung Süden, wie Satellitensignale nahelegten.
Der französische Staatsanwalt Serge Mackowiak hatte erläutert, Vertreter des Flugzeugbauers Boeing hätten das Flügelteil einer 777 zugeordnet. Zudem stimmten die technischen Merkmale des Wrackteils mit Informationen aus der Dokumentation von Malaysia Airlines überein. „Das Untersuchungsteam unter französischer Leitung arbeitet weiter an der abschließenden Beurteilung des Teils und wir warten auf weitere Details von dem Team“, sagte der zuständige australische Minister Warren Truss. Wann deren Ergebnisse vorliegen, ist offen.
Australien zeigte sich zuversichtlich, das Flugzeugwrack zu finden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in der richtigen Gegend suchen, und wir werden das Flugzeug dort finden“, sagte Martin Dolan, Chef der australischen Flugsicherheitsbehörde, dem Radiosender ABC. Das Land koordiniert die Suche im Indischen Ozean. „Wir sind es den Familien der Vermissten schuldig, zu versuchen, dieses Rätsel zu lösen“, sagte Regierungschef Tony Abbott im Rundfunk.
An der Untersuchung in einem Labor des französischen Verteidigungsministeriums in Balma bei Toulouse sind Experten aus Malaysia, China, Australien, Singapur, Frankreich und den USA beteiligt. Dabei soll auch geklärt werden, ob das Wrackteil Aufschlüsse über das Schicksal des Flugs oder den Absturzort zulässt.