Newtown beerdigt Opfer - Unterstützung für schärfere Gesetze wächst
Newtown (dpa) - Nach dem Massaker an einer Grundschule in Newtown wächst in den Vereinigten Staaten die Unterstützung für schärfere Waffengesetze.
Während die Stadt im US-Bundesstaat Connecticut Abschied von den 26 Opfern der Sandy-Hook-Grundschule nimmt, sprach sich in einer Umfrage eine deutliche Mehrheit der US-Bevölkerung für Beschränkungen im Umgang mit Waffen aus. In Washington äußerten mehrere Senatoren ihre Bereitschaft, über Verschärfungen zu verhandeln. In Newtown wurden am Dienstag zwei weitere Sechsjährige zu Grabe getragen, die kleine Jessica und ihr Schulkamerad James. Bereits am Montag waren zwei gleichaltrige Jungen beerdigt worden. Hunderte Trauergäste folgten den Toten. Kameras waren nicht zugelassen. „Wenn man diese kleinen Särge sieht, bricht es einem das Herz“, sagte der Gouverneur von Connecticut, Dan Malloy.
Der Amoklaufer Adam Lanza hatte am vergangenen Freitag in der Schule 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sieben Mitarbeiterinnen der Schule erschossen. Danach tötete er sich nach Angaben der Polizei selbst. Auch die Mutter des Täters starb. Wie der Sender CNN unter Berufung auf Polizeikreise berichtete, wurde sie mit vier Schusswunden im Kopf zu Hause in ihrem Bett gefunden. Das Motiv des Amokläufers lag auch am Dienstag noch im Dunkeln.
Die Sandy Hook Elementary School blieb weiter geschlossen. Die übrigen Schulen in der Stadt öffneten dagegen wieder. „So schwer es ist, wir müssen weitermachen“, zitierte der Sender MSNBC eine Lehrerin an einer High School.
In Washington kündigte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein für Januar einen neuen Vorstoß im Kongress für ein Verbot von Sturmgewehren an. Lanza hatte bei seinem Amoklauf eine solche Waffe benutzt. Er gab nach Polizeiangaben mehrere hundert Schüsse ab, seine Opfer wiesen jeweils bis zu elf Schusswunden auf.
Auch Präsident Barack Obama tritt für ein Verbot von Sturmgewehren ein. Obama würde Feinsteins Gesetzesinitiative unterstützen, sagte sein Sprecher Jay Carney am Dienstag vor Journalisten. Der Präsident befürworte auch Maßnahmen, mit denen Schlupflöcher bei Überprüfungen vor Käufen auf Waffenshows geschlossen würden. Carney bekräftigte zugleich, dass es nach Auffassung des Präsidenten mit strengeren Waffengesetzen allein nicht getan sei. Es gebe „verschiedene Wege“, die erkundet werden müssten. Dazu gehörten Verbesserungen bei der Fürsorge für Menschen mit geistigen Störungen.
Seit Jahren hat es in den USA praktisch keinen Vorstoß für schärfere Waffengesetze gegeben - sie hätten sich im Kongress auch kaum durchsetzen lassen. Nicht nur die meisten Republikaner waren dagegen, sondern auch viele Demokraten. Das lag auch zum Teil am Druck der NRA (National Rifle Organisation), der mächtigen Organisation der Waffenlobby, die vier Millionen Mitglieder hat.
Der ansonsten höchst aktive Verein ist nach dem Schulmassaker auf Tauchstation gegangen. Auch vier Tage nach dem Amoklauf war am Dienstag nichts auf der Website des Vereins zu lesen. Auch bei Twitter schwieg die Organisation.
Joe Manchin, Senator des US-Bundesstaates West Virginia und langjähriges NRA-Mitglied, sagte am Montag, das Schulmassaker habe ihn nachdenklich gemacht. Es sei nun Zeit, über ein Verbot von Sturmgewehren zu sprechen. Ähnlich äußerte sich auch Senator Mark Warner aus Virginia, ebenfalls begeisterter Jäger und Waffenbesitzer.
In einer Umfrage des US-Fernsehsenders ABC und der „Washington Post“ sprachen sich 44 Prozent der US-Bürger für strengere Waffengesetze aus. 32 Prozent waren dagegen. Es sei das erste Mal in fünf Jahren, dass bei derartigen Umfragen der beiden Medien eine so deutliche Mehrheit für Beschränkungen eingetreten sei, hieß es.
Derweil erschoss am Dienstag ein Mann im US-Staat Colorado drei Menschen, bevor er sich im Anschluss selbst tötete, wie US-Medien berichteten. Das Motiv der Tat in einer Wohnmobilanlage nordwestlich von Denver war zunächst noch unklar.
Nach den Ereignissen in Newtown will sich der Finanzinvestor Cerberus von dem Waffenhersteller trennen, der das bei dem Amoklauf benutzte Sturmgewehr produziert hat. „Es ist nicht unsere Aufgabe, in die Debatte um Waffenkontrolle einzugreifen. Das ist Sache des Gesetzgebers“, erklärte das Unternehmen am Dienstag in New York. „Es gibt aber gleichwohl etwas, das wir als Unternehmen tun können. Deshalb haben wir umgehend einen Prozess eingeleitet, um uns von unserer Beteiligung an der Freedom Group zu trennen.“