Nicht ohne Reibungen: Potsdam und seine Mäzene
Potsdam (dpa) - Es könnte so schön sein: Der Mäzen Mathias Döpfner zeigt sich erneut spendabel und will ein Unesco-Welterbe am Pfingstberg in Potsdam retten. Doch statt Dank gibt es Protest - und das Projekt steht auf der Kippe.
Nach Berichten über einen möglichen Rückzug des Springer-Vorstandsvorsitzenden bemüht sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten um Schadensbegrenzung. Unterstützung kommt von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos). Doch Gegner drohen mit juristischen Schritten. Auch viele Potsdamer bleiben kritisch - wie so oft, wenn es um Wohltaten reicher Mitbürger geht.
Ausgerechnet Potsdams großzügigster Gönner, der Software-Milliardär Hasso Plattner, bekam dies deutlich zu spüren. Sein Plan, im Herzen der Landeshauptstadt eine moderne Kunsthalle zu errichten, stieß auf heftigen Widerstand. Denn für das Projekt sollte ein Hotelkomplex aus DDR-Zeiten weichen. Am Ende standen sich im Juni 2012 Gegner und Befürworter auf einer Demonstration gegenüber, die wegen prominenter Teilnehmer wie dem TV-Moderator Günther Jauch, Modeschöpfer Wolfgang Joop und der Schauspielerin Nadja Uhl für Schlagzeilen sorgte.
Der Wahl-Potsdamer Jauch - ebenfalls Mäzen der Stadt - meinte damals in seiner Rede, Nörgeln gehöre offensichtlich zu der Stadt „wie der Alte Fritz zu Sanssouci“. Döpfner, der nach seinem Tod in Potsdam begraben werden möchte, zeigte im Sommer 2012 ebenfalls Unverständnis: „Dieses Projekt an dieser Stelle zu verhindern, ist eine Selbstbeschädigung.“
Der Mäzen Plattner verabschiedete sich damals von seinen Plänen und wirkte verletzt. Inzwischen ist mit dem Palais Barberini eine Alternative gefunden. 2016 soll das Museum eröffnet werden. „Die Lehre ist einfach, ich hatte Recht mit der Aussage, die Kunsthalle nur zu bauen, wenn es eine volle Zustimmung der Bevölkerung zu dem Projekt gibt“, sagt er heute.
Laut einer Springer-Sprecherin will sich Döpfner in eigener Sache derzeit nicht äußern. In seinem Umfeld wurde er laut „Märkischer Allgemeiner“ mit den Worten zitiert: „Was gut gemeint war, wird plötzlich negativ ausgelegt.“ Ähnlich formuliert es eine Potsdamerin in einem Leserbrief an die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“: „Sie lieben Potsdam und möchten dieser Stadt etwas zurückgeben. Es beginnt mit einer guten Absicht und endet im Frust.“
Döpfner hat als Privatmann bereits die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke erworben und saniert. Dort gibt es Ausstellungen und Veranstaltungen. Ähnliches plant er für die Villa Schlieffen am Pfingstberg. „Die Villa Schöningen zeigt, was man machen kann und wie sehr wir alle davon profitieren“, meint der Stadtsprecher Stefan Schulz.
Die Schlösserstiftung hat mit dem Medien-Manager einen Vertrag geschlossen. Danach finanziert Döpfner Sanierung und Pflege, Park und Villa bleiben jedoch Eigentum der Stiftung, erklärt der Sprecher Frank Kallensee. Die Anlage soll öffentlich zugänglich bleiben. Derzeit ist sie jedoch eingezäunt - was Protest auslöst und Argwohn weckt.
„Wir wollen diesen Zaun weghaben. Wir halten ihn für unnötig und bürgerfeindlich“, sagt Dominika Hörstel von der Bürgerinitiative „Offener Pfingstberg“. Die Initiative zweifelt an, dass der Zaun rechtmäßig ist. Sie erwägt juristische Schritte, sollten die Verantwortlichen bis zum 30. Oktober Fragen nicht beantwortet haben.
„Die Stiftung muss mehr in den Vordergrund rücken, dass es sich bei dem Projekt nicht um partikuläre, sondern allgemeine Interessen geht“, räumt der Sprecher Kallensee ein. Mangelnde Kommunikation ist aus Sicht des Potsdamer CDU-Fraktionsvorsitzenden Matthias Finken einmal mehr der Grund für die Misere. „Die Stiftung hätte früher mit den Menschen reden müssen. Spätestens seit der Diskussion um einen Parkeintritt dürften ihr die Empfindlichkeiten bekanntgewesen sein.“
„In Potsdam gibt es eine gewisse Diskussionsfreudigkeit“, meint der Stadtsprecher Schulz. Die Stadtspitze wäre auch gerne früher informiert gewesen. „Dann hätte man Aufgeregtheiten verhindern können.“ Ähnliche Kritik kassierte die Stiftung, die den Wiederaufbau der Garnisonkirche initiiert. Im Streit um die Kirche, die als Symbol der Verbindung von Preußentum und Nationalsozialismus gilt, soll nun Transparenz für Verständigung sorgen.
Ausgestanden dagegen sind die Diskussionen um den Wiederaufbau des Stadtschlosses. In dem sitzt inzwischen Brandenburgs Landtag - und das Gebäude entwickelt sich zum Besuchermagnet. „Ja, so ist es in Potsdam“, konstatierte Rathauschef Jakobs jüngst. „Es ist vielleicht schwerer als anderswo, aber wird am Ende immer gut.“