Niederländisches Königspaar in NRW: Lächeln, plaudern, Hände schütteln
Das niederländische Königspaar zu Besuch beim Nachbarn NRW.
Münster/Essen/Bedburg-Hau. Er macht schon was her, dieser König. Das ist nicht mehr der leichtlebige „Prins Pilsje“ von einst, der da die Münsteraner Schlosstreppe herunterkommt, das ist eine stattliche Erscheinung. Wenn er dann erstmal „Goeieavond“ (Guten Abend) gesagt hat, dann müssten eigentlich auch die letzten republikanischen Zweifler zugeben: Ja, das ist die Stimme eines Königs — tief und kräftig. Die richtige Stimme, um das niederländische Volk nach Deichbrüchen oder Niederlagen der Oranje-Elf gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder aufzurichten.
Von solchen Katastrophen sind Willem-Alexander und seine Máxima in diesen Tagen glücklicherweise weit entfernt. Am Montag hatten sie schon einen „super Tag“ in Niedersachsen, wie „Zijne Majesteit de Koning“ versichert. Am Dienstag ging die Tour in NRW weiter. Hände schütteln, Interesse zeigen und immer was Nettes sagen.
Das niederländische Staatsoberhaupt und seine aus Argentinien stammende Gemahlin haben sich dabei bewundernswert im Griff. Da mag der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) beim Essen die artigsten Allgemeinplätze von sich geben, Máxima schaut ihn von unten mit einem so verklärten Blick und bewundernden Lächeln an, als hätte er mit ihr gerade den Tango ihres Lebens getanzt.
Willem-Alexander überzeugt auf andere Weise. Er spricht Deutsch — und zwar sehr gut. Man merkt, dass er zweisprachig aufgewachsen ist: Sein Vater, der in den Niederlanden unvergessene Prinz Claus (1926-2002), gebürtig aus Hitzacker in Niedersachsen, hat mit ihm Deutsch gesprochen. Die Oranier sind seit jeher eine Familie mit Migrationshintergrund.
Die guten Deutschkenntnisse des Königs sind leider untypisch für jüngere Niederländer, wie er in Münster selbst beklagt, wo er am Dienstag das Zentrum für Niederlande-Studien besucht. Er wolle „der jungen Generation in Deutschland gern ein Kompliment machen“, sagt er: „Es gibt — sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ gesehen — mehr Deutsche, die Niederlandistik studieren, als Niederländer, die sich für das Studienfach Germanistik entscheiden.“
In informellen Gesprächen mit den Majestäten glänzen die Studenten mit ihren Niederländisch-Kenntnissen. Máxima scheint ehrlich beeindruckt. Wenn die jungen Deutschen manchmal etwas zu sehr ins Theoretisieren geraten, wirft sie schon mal eine Frage ein wie: „Mögen Sie Holland denn?“ Oder: „Und es macht Spaß, ja?“ Student Christoph versichert: „Ich habe eine richtige Leidenschaft für Niederländisch.“ Da prustet Máxima fast los: „Leidenschaft für Niederländisch — das ist es, was wir hören wollen!“ „Lekker praten“ nennt man das: nett miteinander plaudern.
Mit Blaulicht braust die Kolonne schwarzer Limousinen anschließend durch das regnerische NRW. Ein High-Tech-Institut in Dortmund, eine innovative Firma in Essen, Kreativtreffen auf der Zeche Zollverein, Unternehmergipfel auf Schloss Moyland . . . Begegnungen mit der Bevölkerung sind nach Münster nicht mehr eingeplant, und doch stehen immer wieder Leute am Straßenrand, im strömenden Regen, auch wenn sie sich nicht mehr erhoffen können als einen Sekundenblick durch tropfnasse Autoscheiben.
Einmal, in Dortmund, stimmen zwei Exil-Niederländer sogar die Nationalhymne an. Aber das schien dem König dann doch etwas zu viel des Guten zu sein.