Nur einmal fließt Blut bei den Käfigkämpfen von Köln
Köln. Rund 12 800 Zuschauer springen auf, reißen die Arme hoch: Es ist das letzte Mal, dass es am Samstagabend in der Kölner Lanxess Arena laut wird. Das Licht geht aus, die ersten Käfigkämpfe auf deutschem Boden sind vorbei.
Um 23.45 Uhr hat der amerikanische Rich "Ace" Franklin gegen den brasilianischen "Axtmörder" Wanderlei Silva in der Kombination von verschiedenen Kampfsportarten (MMA) gewonnen.
Insgesamt zwölf der umstrittenen Kämpfe wurden bei der Deutschland-Premiere der Ultimate Fighting Championship (UFC) ausgetragen. Ein wahrer Schaumarathon für das Publikum. So traf der "keltische Krieger" auf den "Gesetzlosen", und der "Killer" kämpfte gegen das "Entsetzen".
Blut fließt nur einmal, dann aber heftig: Als der "Wolkenkratzer" Stefan Struve im Maschendraht-umzäunten Käfig gegen die "Bedrohung" antritt, geht es zur Sache. Struve wird an der Stirn verletzt, muss nach dem Kampf verarztet werden.
Das Publikum grölt. Helfer wischen das Blut vom Käfigboden auf. Es folgt der nächste Fight. Die übrigen Treffen verlaufen unblutig. Nachher umarmen sich die Kontrahenten jeweils demonstrativ. Zwischendurch laufen Bikini-Schönheiten um das umzäunte Achteck und zeigen die nächste Runde an.
Das Publikum jubelt, feuert die Käfigkämpfer an oder bringt seinen Missmut über einige in seinen Augen zu lahme Kämpfe mit Pfeifen und Rufen zum Ausdruck.
Die Zuschauer sind nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den USA, Japan und Kroatien angereist. Viele verteidigen die in den USA populäre Kampfsportart. "Ich sehe mehr die Technik und die harte Arbeit, die dahintersteckt", sagt etwa Marlon.
Der 32-Jährige Robert meint, die öffentliche Debatte um die Kämpfe habe ihn nicht überrascht: "Es war in den USA zu Beginn des Sports nichts anders". Michaela aus Leipzig hat kein Verständnis für den Wirbel: "Es gibt sicherlich Wichtigeres, als sich den Kopf über solche Kämpfe zu zerbrechen."
Der 24-Jährige Cris Bubel aus Las Vegas ist extra angereist, um seinen Trainer Wanderlei Silva zu unterstützen: "Ich kämpfe selber und finde den Sport super."
Die Halle bietet Platz für rund 13 000 Zuschauer, ist also fast ausverkauft. Die Veranstalter haben einen Infostand aufgebaut, an dem Minderjährige ihre Karten zurückgeben können. Jugendliche unter 18 Jahren sind nicht zugelassen. Laut Veranstalter Marek Lieberberg sind vor Beginn 40 bis 50 Karten zurückgegeben worden.
Lieberberg zieht am Abend eine positive Bilanz: "Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die vorherigen Befürchtungen der Behörden nicht begründet waren." Der amerikanische Sportimport steht seit Wochen in Deutschland in der Kritik. Politiker formierten sich gegen die Austragung, Psychologen protestierten. Auch Axel Heitmann, der Chef des Leverkusener Lanxess-Konzerns, nach dem die Arena benannt ist, distanzierte sich von der Veranstaltung.
Doch UFC-Präsident Dana White, eigens aus den USA angereist, will sich davon nicht abschrecken lassen: "Unser Ziel ist es, noch viele Shows in Deutschland auszutragen." Aber dieses Jahr würden dann doch keine weiteren Kämpfe mehr in Deutschland stattfinden.