Oliver Kalkofe ist zurück: Rächer der genervten Zuschauer
Nach vier Jahren Pause rechnet Oliver Kalkofe in seiner „Mattscheibe“ wieder mit Fernseh-Schwachsinn ab.
Berlin. Seine Waffe ist nicht das Florett, sondern die Kettensäge: Wenn Oliver Kalkofe sein vernichtendes Urteil über die Niederungen des Fernsehens fällt, kennt er keine Hemmungen.
Dann nennt er nennt die Kandidaten von Shows wie „Total Blackout“ (RTL) „Restmüll-Promis“ oder „mäßig bekannte Medien-Maden“. Die Sat.1-Krawallsendung „Nachbar gegen Nachbar“ wird bei Kalkofe kurzerhand zum „Programm-Popel“.
Die Fans freuen sich, wenn der selbsternannte Rächer der Genervten gnadenlos zuschlägt — und das darf Kalkofe künftig wieder regelmäßig in seinem geliebt-gehassten Medium Fernsehen: Nach vier Jahren Pause kehrt die berühmt-berüchtigte Satiresendung „Kalkofes Mattscheibe“ zurück ins Fernsehen.
Der 47-Jährige wird in der 15-minütigen Sendung kuriose TV-Ausschnitte zeigen und sarkastisch kommentieren.
So schlecht wie jetzt sei das Fernsehen noch nie gewesen, findet Kalkofe: „Jetzt gerade erlebe ich den absoluten Tiefpunkt.“ Moral, Anstand und Verantwortung gebe es nicht mehr. Der Satiriker meint vor allem das Genre der Scripted Reality, wo Menschen seiner Beobachtung nach schonungslos vorgeführt werden: „Das ist nicht mehr lustig, sondern böswillig“, so Kalkofe.
In seiner „Mattscheibe“ wolle er mitnichten die Kandidaten, die sich in Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ zum Gespött machen, durch den Kakao ziehen. „Ich will die ja nicht noch einmal vorführen. Ich möchte die wirklich Schuldigen demaskieren.“
„Kalkofes Mattscheibe“ startete 1991 als Radiosendung und kam 1994 ins Fernsehen, — schon ein Jahr später gab es für die witzige Medienschelte den renommierten Adolf-Grimme-Preis. Später wanderte die Show zu Pro Sieben, doch 2008 war erst mal Schluss.
In all den Jahren seit der ersten Sendung musste Kalkofe, lernen, dass der Kampf gegen den Niveauschwund im TV ein Kampf gegen Windmühlen ist. „Anfangs war ich noch euphorisch und dachte, dass man was ändern könnte. Heute weiß ich, dass ich höchstens mal einen kleinen Impuls zum Umdenken geben kann“, sagt der aus Hannover stammende Entertainer.
Aber immerhin sei die Sendung ja ein Ventil für dem Frust der Zuschauer, die über den Programm-Unrat einfach mal herzhaft lachen könnten. Das Sichten der vielen Fernsehsendungen tue ihm allerdings richtig weh, sagt der Kritiker, der sich Programmaufzeichnungen in Marathonsitzungen ansieht.
Oft schaue er bis drei Uhr nachts Sendungen wie die Kuppelshow „Villa Germania“ (RTL2) oder Verkaufskanäle, wo angebliche Heilsteine für 100 Euro das Stück verhökert werden, und träume dann schlecht.
Eigentlich seien 15 Minuten Medienkritik via „Mattscheibe“ pro Woche ja noch zu wenig, um mit all dem Fernsehelend abzurechnen, aber mehr schaffe er wegen des großen Aufwands einfach nicht. Deshalb hat „Kalkman“ nun eine Internetadresse eingerichtet: Unter kalkwatch.de können die Zuschauer ihren Mann fürs Grobe benachrichtigen, wenn sie etwas besonders Schauerliches gesehen haben.