„Onkel Titus“ ist tot - Hörspielmacher Beurmann gestorben
Hamburg/Hasselburg (dpa) - Generationen von Kindern haben Europa-Hörspielkassetten von „Winnetou“ über „Hanni und Nanni“ bis zu „TKKG“ gelauscht - oder sind mit „Onkel Titus“ („Die drei ?
??“) zu Bett gegangen. Sein Sprecher, Andreas Beurmann, ist am Sonntagabend im Alter von 88 Jahren gestorben.
Der Musikwissenschaftler hatte in den 60er Jahren das Europa-Label gegründet und die Hörspielproduktionen mit seiner Frau ausgebaut, in denen er auch Sprechrollen übernahm. Ihr Mann habe sich von einem Sturz nicht mehr erholt, teilte Heikedine Körting-Beurmann am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit.
In Schleswig-Holstein war Beurmann auch als „Restaurator“ bekannt: Er pachtete 1977 vom Gut Hasselburg in Ostholstein Herrenhaus, Nordscheune und Park und ließ die Gebäude aufwendig instandsetzen - unter anderem für Konzerte und andere Aufführungen.
Anfang der 60er Jahre hatte der Musikkenner zunächst die Plattenfirma Miller International mitgegründet. Doch Beurmann schwebte noch anderes vor: „Hörspiele mit einem unterhaltsamen und zugleich didaktisch wertvollen Charakter: Einblendungen klassischer Musik sollen Kinder ans Hören und Musizieren heranführen“, schreibt Sony über Beurmanns Start. Das Europa-Label gehört heute zur Sony Music Entertainment Germany GmbH in München. Noch vor zehn Jahren habe ihr Mann Musikeinspielungen für Hörspiel-Geschichten aufgenommen, berichtete seine Frau.
Gestartet war das Label mit Lesungen von „Der Struwwelpeter“ und „Grimms Märchen“. Daraus entwickelten Beurmann und vor allem seine Frau als Regisseurin Hörspiele mit mehreren Sprechern, auch „Die drei ???“ gehörten dazu. Zunächst auf Schallplatte aufgenommen, wurde später die Kassette zum Verkaufsschlager für die Kinderzimmer.
Der Geschäftsführer der IMH-Hörspielagentur, Björn Akstinat, sieht in Beurmann einen Pionier. „Ihm ist zu verdanken, dass Deutschland heute weltweit die Hörspielnation Nr. 1 ist.“ Er habe einen Boom ausgelöst und Hörspiele zu einem typisch deutschen Kulturgut gemacht.
In Hamburg lehrte Beurmann nicht nur Instrumentenkunde an der Universität, der Musiker überließ vor 20 Jahren dem Museum für Kunst und Gewerbe aus seinem Privatbesitz die weltweit größte Sammlung historischer Tasteninstrumente. Darunter finden sich alle Bauformen des Klaviers, von den ersten Cembali und Spinetten des frühen 16. Jahrhunderts über die leichten Pianofortes der Klassik bis hin zu modernen elektronischen Keyboards. Den Wert dieser Sammlung schätzten Experten auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
„Instrumente müssen aber klingen, das ist ihr Zweck und ihr Zauber“, verlangte Beurmann einst. Auf dem Ostholsteiner Gut ließ er sich zuletzt noch eine Barockorgel aufbauen, spielte sie und erfreute sich an ihrem Klang, wie seine Frau berichtete.