Opferschützer fordern Politik zum Handeln gegen Einbrüche auf

Berlin/Mainz (dpa) — Opferschützer haben Politik und Wirtschaft zu mehr Vorbeugung gegen Kriminalität aufgerufen. Die Organisation Weißer Ring reagierte mit dieser Forderung am Samstag auf vorab bekanntgewordene Zahlen zu Wohnungseinbrüchen in Deutschland.

Die Zeitung „Welt am Sonntag“ hatte unter Berufung auf die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik berichtet, die Zahl der Einbrüche sei 2012 verglichen mit dem Vorjahr um 8,7 Prozent auf 144 117 gestiegen. Das entspräche einem solchen Delikt alle dreieinhalb Minuten.

„Die psychischen Folgen von Wohnungseinbrüchen werden total unterschätzt“, sagte Weißer-Ring-Sprecher Veit Schiemann der Nachrichtenagentur dpa in Mainz. „Viele Bestohlene verlieren das Vertrauen in ihre Wohnung. Oft haben sie auch Angst, dass der Einbrecher wieder kommt oder jemanden schickt. Die Folgen können von Schlafstörungen bis zu schweren Traumata reichen.“

Schiemann forderte Politik und Wirtschaft auf, mehr für Vorbeugung zu tun: „In Deutschland wird nicht mal ein Euro pro Bürger und Jahr für die Prävention vor Kriminalität ausgegeben.“ Anbieter von Sicherheitstechnik könnten über günstigere Angebote nachdenken. „Die Wohnungen in Deutschland sind nicht gut gesichert“, sagte der Sprecher. Dabei sei die polizeiliche Beratung dafür kostenlos.

Schiemann riet Wohnungsinhabern, ihre Wertgegenstände für den Fall der Fälle zu fotografieren und schriftlich aufzulisten. Empfehlenswert sei auch, eine unsichtbare Sicherheitspaste aufzutragen. „Die hat eine DNA zum Identifizieren der Gegenstände“, erklärte der Sprecher des Weißen Rings.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die neusten Zahlen der Polizei am Mittwoch vorstellen. Sein Ministerium wollte sich am Samstag nicht zu den Zahlen äußern. Laut „Welt am Sonntag“ (WamS) waren im vergangenen Jahr mehr als 61 000 Einbrecher tagsüber gekommen (plus 9,5 Prozent). Auch die Zahl der Raubüberfälle in Wohnungen habe mit 3025 Fällen um 3,9 Prozent zugenommen. Die Aufklärungsquote sei hingegen rückläufig.

„Die neuesten Zahlen sind alarmierend. Die Kosten für Einbruchschäden haben mit rund 470 Millionen Euro einen neuen Rekord erreicht“, sagte der Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg von Fürstenwerth, dem Blatt. Das seien 50 Millionen Euro oder zwölf Prozent mehr als 2011. Die Schadenssumme sei hoch, weil sich „in immer mehr Haushalten teure elektronische Geräte wie Laptops, Tablet-PCs und Smartphones befinden“. Im Schnitt liege die Schadenssumme bei 3300 Euro pro Einbruch (Vorjahr 3050 Euro).

Die Täter bleiben dem Bericht zufolge meist unerkannt. Während die Aufklärungsquote bei der Gesamtkriminalität 54,4 Prozent (minus 0,3 Prozent) betrage, liege sie beim Wohnungseinbruch nur bei 15,7 Prozent (minus 0,5 Prozent). Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) bezeichnet Deutschland als „Eldorado für Einbrecher“. „Die Täter gehen weiterhin glücklichen Zeiten entgegen“, sagte der Vorsitzende André Schulz der „WamS“. Ein Grund dafür seien Personaleinsparungen.