Pariser Laufstege zwischen Klarheit und Opulenz
Paris (dpa) - Noch bleibt offen, ob Paris modisch im kommenden Herbst auf üppige Muster setzt oder auf klare Schlichtheit. Bei den Prêt-à-Porter-Schauen (3. bis 11. März) der Damenkollektionen für Herbst/Winter 2015/16 war beides auf den Laufstegen zu sehen.
Bei Issey Miyake kombinierte Designer Yoshiyuki Miyamae ein Mischmasch von Formen und Farben mit einer 3-D-Technik in der Stoffverarbeitung. Teilweise erinnerten die Entwürfe an bauchige Insektenleiber oder wippende Flügel. Kleider oder Mäntel wirkten wie aus Splittern eines Kaleidoskops zusammengesetzt - in Lila, Blau oder Grün zu Pink. Am Ende der Schau verwandelten einige Models ihre Shorts in sich öffnende zipfelige Tellerröcke, zusammengesetzt aus bunten Quadraten.
Der Belgier Christian Wijnants favorisierte am Donnerstagabend Geometrie: Klare Schnitte und zarte Stoffe, übersät mit grafischen Motiven, ergaben trotz aller Strenge einen mädchenhaften Look.
Alber Elbaz ließ für Lanvin seine Fantasie spielen. Die Kollektion war von marokkanischen Einflüssen geprägt: Eine ganze Symphonie aus goldschimmernden Mustern, Offiziershosen, Berberstreifen, an luxuriöse Decken erinnernde Kleider und ein Patchwork aus Pelz, Fransen und Kordeln offenbarten das Können des Modemachers.
Bei US-Designer Rick Owens trugen einige Models Goldfarbe wie eine Maske auf dem Gesicht. Rasant wirkten Owens architektonische Schnitte, deren meisterhafte Linienführung durch die gedeckten Farben wie Schwarz, Grau und Brauntöne noch mehr hervorstach.
„Dior Goes Sexy“ hätte man die Kollektion überschreiben können, die Raf Simons bei den Pariser Prêt-à-Porter-Schauen über den Laufsteg schickte. Der für seine architektonischen Schnitte bekannte Dior-Designer zeigte Animalisches und Urbanes, Superweibliches und Männliches. Er habe ein Gefühl sinnlicher Aufladung erzeugen wollen, schrieb er dazu im Pressetext.
Die Dior-Frau trägt demnach in der kommenden Saison einen hautengen Catsuit mit abgewandeltem Leopardenmuster unter einem capeartig geschwungenen Herrenmantel, ein Minikleid aus Fell in Wasser- und Waldtönen oder ein Ensemble in einem schillernd hellgrauen Material, das an Schlangenhaut erinnert. Dazu kombinierte Simons halbhohe Lackstiefeletten mit Plexiglasabsatz. Seine glasklare Schneidertechnik behielt der Belgier bei - und so wirkte das Ganze nie vulgär, sondern einfach cool.