„Pilchern“ leicht gemacht: Blog holt Fans im Netz ab

Berlin (dpa) - Rosamunde Pilcher im Netz? Ein Widerspruch? Nicht wenn es nach Nora Burgard geht. Die 26-jährige Studentin aus Köln betreibt ein Blog, das alle Fans der englischen Autorin unter einen Hut bekommen will - auch wenn die Masse nicht unbedingt im Web unterwegs ist.

Rosamunde Pilcher, englische Romanzenautorin, hat in Deutschland mehr Fans als in ihrer Heimat England - allein wegen der Romanverfilmungen, von denen das ZDF jährlich fünf oder sechs Stück ins Programm nimmt. Doch Pilcher ist für die meisten Deutschen eher ein Grund zum Lästern als zum Schwärmen. Die Zuschauer der Melodramen haben ein hohes Durchschnittsalter und mögen den von den meisten jüngeren Menschen verpönten Süßstoff.

Doch die FFP New Media GmbH, die die Filme im Auftrag des ZDF herstellt, gibt sich nicht so leicht geschlagen, denn warum sollten nicht auch jüngere Leute für romantische Stoffe empfänglich sein? Ein gordischer Knoten, der da zu zerschlagen ist. Die FFP beschloss, ein Blog anzulegen, eine moderne Kommunikationsform mit Verbindung zum sozialen Netzwerk Facebook, einer Plattform, auf der sich vermehrt jüngere Menschen tummeln.

Und wer sollte den Job übernehmen? Den Finger hob Produktionsvolontärin Nora Burgard, gleichzeitig Studentin der Germanistik, Philosophie und Anglistik aus Köln. Sie arrangierte im Frühjahr die Gestaltung des Pilcher-Blogs im Alleingang und bündelte den Pilcher-Fan-Nachwuchs auf ihrer Seite im Netz. Eine Art Pilcher-Tagebuch schreibt die 26-Jährige, die aus ihrer Schwärmerei für das süßschwere Melodram keinen Hehl macht. Und viele andere offenbar auch nicht.

Nora Burgards zentrale Aufgabe ist es, zu den Drehorten nach Cornwall zu reisen und die Hauptdarsteller vor ihr „Norafon“ oder ihre „Noracam“ zu bekommen. Der Kanadier Robert Seeliger, Sohn eines Deutschen und einer Schottin, musste kölsche Sätze vor der Noracam vorlesen. „Ich finde ihn auch total schnuckelig!“, schrieb Bloggerin Caren, die das Video im Blog sah. „Ist der noch zu haben?“ Sie wisse es auch nicht, antwortete Nora Burgard. „Ich glaube aber schon.“

Weitere Wünsche hat die Bloggerin auch noch zu erfüllen. „Und wegen der Autogramme würde ich mich über eins von Ivonne Schönherr, Hubertus Grimm und Lara Joy Körner freuen“, schreibt ihr Virginia ins Tagebuch. Ehrensache, geschieht auch. Nora Burgard schreibt ganz selbstverständlich von „Pilchern“ - ein Wort, das es vielleicht eines Tages in den Duden schafft, und dann übersetzt heißen könnte: Einfach sich fallen lassen.

Und weil „Pilchern“ auch eine medizinische Wirkung haben könnte, klärt sie ihre Fangemeinde mit dem Link zu den Erkenntnissen eines Psychologen in der Zeitschrift „Psychologie heute“ auf. „Alltagsrituale können Geborgenheit vermitteln, da uns Wiederholungen vertrauter Abläufe ein gewisses Gefühl der Sicherheit geben“, schreibt Pilchers verlängerter Arm in Deutschland ins Blog. „Und Sicherheit ist weltweit die größte Sehnsucht der Menschen.“ Und zu den Alltagsrituale gehört eben: Pilcher gucken.