Pizza: Neapels Wunderrad

Eigentlich handelt es sich nur um ein würzig belegtes Fladenbrot aus Hefeteig. Aber was heißt das schon? Was einst in Neapel erfunden wurde, hat schließlich die ganze Welt erobert.

<strong>Neapel. Ehe man sich versieht, hat Emanuele mit seinen flinken Händen schon wieder zwei Pizzaräder geformt. Darauf kommt ein enormer Klacks Tomatensugo, eine gute Handvoll von dem würzigen Mozzarella, dazu dann noch ein halbes Dutzend Basilikumblätter aus der Schüssel - und ab mit den Pizzen in den Ofen. Denn die hungrige Kundschaft von "Da Michele" wartet schon ungeduldig, das Messer und die Gabel in der Hand.

Es handelt sich, kein Zweifel, um Ausländer. Denn die Neapolitaner an den kleinen Tischen nebenan haben alle das Besteck zur Seite geschoben. Sie werden das runde Stück allerhöchstens anschneiden und dann flugs zusammengeklappt in die Hand nehmen und verspeisen.

Buon appetito! Denn das ist Alltag in Neapel, der Welthauptstadt der Pizza, und dieses Esslokal "Da Michele" unweit des Hauptbahnhofs der kampanischen Metropole ist eine der Pilgerstätten der Pizzafans.

Wer "Napoli" hört, dem fällt sofort die Pizza ein, wenn es nicht schon wieder um die Mafia geht, die hier Camorra heißt, oder aber um einen dieser schönen alten Filme mit Sophia Loren.

Auch wenn die von der "Mamma" hausgemachten Makkaroni nicht mehr so häufig wie ehedem der Wäsche gleich in den Gassen von Neapel zum Trocknen aufgehängt werden - die lärmige, chaotische, von Müll und Mafia umzingelte Stadt am Golf hat aus den Töpfen, Pfannen und Öfen das gezaubert, was die Welt so unter italienischer Küche versteht, sofern nicht die feine Kochkunst der Toskana oder Bolognas gemeint ist.

Ob das auch so sein sollte, kann Ansichtssache bleiben. Unbestritten ist dagegen, dass die alteingesessenen Pizzabäcker Neapels nur zwei Sorten anzubieten haben - Margherita (Tomaten, Mozzarella und Basilikum) sowie Marinara mit Oregano und Knoblauch. Vor allem frisch muss alles sein, das ist das beste an dem Rezept.

Rekord Eine Riesenpizza, die 2004 von Dutzenden Bäckern gefertigt wurde, hatte einen Durchmesser von mehr als fünf Metern und wog 124 Kilogramm. Neapel feierte so sich und seine Pizza. Die Stadt legt Wert darauf, im 18. Jahrhundert das würzig belegte Fladenbrot aus Hefeteig erfunden zu haben.