Porträt: Im Kanu von Ulm nach Australien

In fünf Jahren will Sandy Robson auf dem Wasser 50 000 Kilometer zurück in ihre Heimat paddeln.

Passau. Diese Frau kennt keine Furcht, nur Abenteuerlust. Die Australierin Sandy Robson hat in ihrem Kanu bereits die Attacke eines Krokodils überlebt. Jetzt hat sie sich von Deutschland aus auf die längste Kanustrecke der Welt gemacht: Sie will in fünf Jahren von Ulm in ihre Heimat paddeln — rund 50 000 Kilometer.

„Es ist die längste Kanuroute, die es auf der Welt gibt. Ich liebe das Abenteuer und die Herausforderung“, sagt die 43-Jährige. Sie eifert dabei einem Deutschen nach, der diese Tour bereits in den 1930er Jahren gemacht hat. Oskar Speck hatte in Deutschland zur Zeit der Weltwirtschaftskrise 1932 keine Arbeit und wanderte oder vielmehr paddelte aus. Über Zypern gelangte er nach 13 Jahren schließlich nach Australien. Bis zu seinem Tod lebte der Deutsche dort.

Seitdem ist er vor allem in der australischen Kajak-Szene eine Ikone. „In Sydney gibt es eine kleine Ausstellung im Marinemuseum, und es werden viele Geschichten über ihn geschrieben“, ergänzt Robson. Wie Speck will auch sie zunächst nach Zypern. Sechs Monate Zeit hat sie dafür eingeplant.

Dabei hat sie ihre bislang längste Tour fast mit dem Leben bezahlt. Bei dem Versuch Australien mit dem Kanu zu umrunden, war sie 2007 von einem Krokodil angegriffen worden. „Zum Glück hat das Tier in das Boot gebissen und mich nicht verletzt“, schildert die Frau. Anschließend habe sie die Tour aber abgebrochen — der Schreck steckte zu tief in den Knochen.

Ihren ersten Paddelschlag in Richtung Australien hat die 43-Jährige, die in ihrer Heimat Paddel- und Kajakkurse für Touristen organisiert, in Ulm gemacht. Die Donau hinunter bis nach Passau ist sie gepaddelt. An der dortigen Schleuse wurde sie von Überwachungskameras entdeckt, als sie ihr Kanu in australischen Landesfarben (gelb und grün) zum Übersetzen aus dem Wasser zog. „Hoffentlich hat der Wachmann an der Schleuse nicht so genau hingeschaut“, sagt Robson lachend. Schließlich habe sie sich erst einmal in einem Gebüsch erleichtern müssen.

Nach zwei Tagen Pause will sie weiter über Österreich nach Bulgarien paddeln. Anschließend geht es über Thessaloniki an die türkische Küste. Hier beginnt der gefährlichste Abschnitt der Reise nach Zypern — rund 80 Kilometer mit dem schmalen Kanu über das offene Meer.

Der zweite große Abschnitt der Tour soll über Syrien zum Euphrat und Tigris bis in den Iran führen. „Vielleicht lässt es die politische Lage nicht zu, dass ich durch diese Länder komme. Ich habe auch noch keine Erlaubnis“, erzählt sie. Zur Not packe sie ihr Kanu halt auf ein Autodach und versucht so nach Indien zu kommen. „Dort kommt dann der letzte Abschnitt: Über Indonesien in die Heimat.“