Porträt: Loki Schmidt - Mehr als nur die Kanzlergattin
Loki Schmidt repräsentierte Deutschland, liebte Blumen und war mit Leib und Seele Hamburgerin.
Hamburg. Der freche Kurzhaarschnitt war ihr Markenzeichen - und die Liebe zur Natur. Als Kanzlergattin blieb Loki Schmidt noch im Hintergrund ihres berühmten Mannes Helmut Schmidt, zuletzt aber war sie ein Medienstar wie er. In der Nacht zu Donnerstag starb sie im Alter von 91 Jahren in Hamburg.
Als Tochter eines Werftarbeiters kam Hannelore, die sich schon als kleines Mädchen selbst Loki nannte, 1919 zur Welt. "Ihren Helmut" kannte sie seit dem elften Lebensjahr. Fast sieben Jahrzehnte waren sie verheiratet. Jetzt hat der Tod das Paar getrennt.
Vor allem die letzten Jahre waren "regelrechte Schmidt-Festspiele", wie Spötter meinten. So wurden die Geburtstage der beiden zu medialen Großereignissen und jeder ihrer öffentliche Auftritte ausführlich gewürdigt. Dabei ging es Loki Schmidt oft nicht gut. Wiederholt musste sie ins Krankenhaus. Aber sie hatte nichts dafür übrig, über die vielen Wehwehchen zu klagen. Das hohe Alter sei "nicht sehr lustig". "Es gibt Augenblicke, da macht das Leben überhaupt keinen Spaß, dann jammer’ ich ein bisschen vor mich hin", sagte sie über die melancholischen Momente des Alltags im Alter. Zu ihrem 90. Geburtstag wünschte sich Loki Schmidt, die verbleibende Zeit mit ihrem Mann verbringen zu können. Es wäre schön, "wenn wir gleichzeitig davongehen".
Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust bezeichnete Loki Schmidt bei der Verleihung ihrer Ehrenbürgerwürde als "im besten Sinne hamburgisch: bodenständig, ehrlich, humorvoll, hanseatisch zurückhaltend" .
Die junge Hannelore Glaser studierte Pädagogik und war bis 1972 Lehrerin. 1942 heiratete sie ihren Helmut. Im Mai 1944 wurde Sohn Helmut Walter geboren, der noch im Säuglingsalter starb. Drei Jahre später folgte die Geburt von Tochter Susanne. Diese lebt seit langem in England.
Die Repräsentationspflichten einer Kanzler-Gattin übernahm Loki Schmidt 1974 mit gemischten Gefühlen. Sie ging lieber in den Botanischen Garten als auf Empfänge. Schon als "lütte Deern" hatten es ihr Blumen und Gräser angetan. Die Stifterin und Ehren-Professorin setzte sich für bedrohte Pflanzenarten ein. Seit 1980 kürte sie die "Blume des Jahres", zudem verfasste die Naturschützerin Pflanzenführer.
Ihr Erscheinungsbild veränderte Loki Schmidt Jahrzehnte lang kaum: Die dunkle Kurzhaarfrisur mit frechem Pony gehörte ebenso dazu wie Rollenkragenpulli und schlichte Röcke oder Hosen. Auch anderen Gewohnheiten blieben sie und ihr Mann treu: Immer griffbereit waren bis zuletzt die Zigaretten.