Premiere des Dokudramas „George“ in Berlin

Berlin (dpa) - Eine außergewöhnliche Familiengeschichte: Heinrich George, der Vater von Götz George, war einer der größten Darsteller der Weimarer Zeit.

Doch wegen seiner Karriere in der Nazi-Diktatur haftet dem Jahrhundertdarsteller bis heute der Ruf des Mitläufers an. In dem Dokudrama „George“ setzt sich der Sohn nun erstmals öffentlich mit der Figur seines Vater auseinander - er spielt ihn und gibt zugleich über seine Beziehung zu ihm Auskunft.

„Ich habe das Beste getan, ihm gerecht zu werden“, sagt der „Tatort“-Kommissar, als er die TV-Produktion am Dienstagabend bei der Vorabpremiere im Berliner Kino Babylon vorstellt. Am 24. Juli läuft der Film im Ersten Programm - im Rahmen eines Themenabends zum 75. Geburtstag von Götz George tags zuvor.

Teamworx-Geschäftsführer Nico Hofmann, der das Dokudrama gemeinsam mit den ARD-Sendern SWR, WDR, RBB und NDR produziert hat, holt den Hauptdarsteller persönlich auf die Bühne. „Ich danke Dir für die Wahrhaftigkeit, mit der Du die Rolle gestemmt hast. Ich weiß, was es Dich gekostet hat“, sagte er nach dem lang anhaltenden Applaus.

„5000 Produzenten“ hätten sich schon um diesen Stoff bemüht, so Hofmann, aber George habe sich erst durch das Konzept von Regisseur Joachim A. Lang überzeugen lassen. Der mehrfach preisgekrönte Filmemacher, Abteilungsleiter beim SWR, mischt in der Geschichte Dokumentar- und Spielszenen und lässt zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen.

Götz George und sein älterer Bruder Jan waren intensiv in die Arbeiten eingebunden und haben viel persönliches Material zur Verfügung gestellt, bis hin zu den Briefen der Mutter. „Unsere Vereinbarung war von Anfang an, dass die Biografie nicht geschönt wird“, berichtete Lang.

Der Vater, Star in Nazi-Filmen wie „Jud Süss“ und „Kolberg“, wird vor allem als leidenschaftlicher Schauspieler gezeichnet, der - ohne Rücksicht auf Ideologie oder Politik - um jeden Preis eines will: Spielen, spielen, spielen. Götz George war sechs, als er ihn zum letzten Mal sah. 1946 starb der Vater mit 52 Jahren im sowjetischen Lager Sachsenhausen.

„Er wurde benutzt, und er ließ sich benutzen“, so das durchaus zwiespältige Fazit des Sohnes. Was den coolen Kommissar aus dem Ruhrpott nach mehr als 65 Jahren letztlich zur Aufzeichnung der Familiengeschichte bewegt hat, mag er in der anschließenden Gesprächsrunde nicht sagen. „Das ist zu intim und würde den Rahmen sprengen“, gibt er heraus.

Für den Schauspiel-Kollegen Burghart Klaußner, der einen Mithäftling im sowjetischen Lager spielt, hat der Film auch einen aktuellen Bezug. „Es gibt die Erinnerungen an deutsche Geschichte und die Trauer darüber“, sagt er. „Und jetzt sind sie schon wieder los, diese schwarzen Banden. Darüber sollten wir auch mal nachdenken.“