Gedenkfeier in Belgien Prinz William erinnert an Schlacht bei Messines
Mesen (dpa) - Heftig zerrt der Wind an den Eichen hinter Prinz William. Schweigend hat der Enkel von Queen Elizabeth II. eben einen Kranz niedergelegt zur Erinnerung an die Schlacht von Messines.
Genau 100 Jahre ist es her, dass die Alliierten dem deutschen Kaiserreich hier in Flandern eine empfindliche Niederlage bereiteten. „In zehn Minuten wurden 10 000 Deutsche getötet“, sagt der Kurator Lar Joye vom Nationalen Militärmuseum in Dublin, der aus Irland für die Gedenkfeier in die westbelgische Provinz gekommen ist.
„Hier“, sagt Joye und deutet auf die Hügelkuppe hinter dem irischen Friedenspark, „hier waren die Deutschen und schossen auf die Iren und Briten, die dort unten standen.“ Bis zu jenem Morgen vor einem Jahrhundert, dem 7. Juni 1917 um 3.10 Uhr. Da zündeten die Alliierten jene gewaltigen Bomben, die sie in monatelanger Vorbereitung unter den deutschen Stellungen vergraben hatten. „Das war die größte Explosion vor Hiroshima“, erklärt der Historiker Joye. „Sie war selbst in Paris und London noch zu hören.“
Prinz William ist im schlichten, dunkelblauen Anzug in das Örtchen Mesen gekommen, dessen französischer Name Messines der Schlacht ihren Namen gab. Neben ihm gedenken Belgiens Prinzessin Astrid und der irische Regierungschef Enda Kenny der vielleicht erfolgreichsten Offensive der Verbündeten im Ersten Weltkrieg. Der damalige Kriegsgegner Deutschland wird nur kurz erwähnt, als später auch der deutsche Botschafter einen Kranz niederlegt. Ansonsten bleibt die Erinnerung in Mesen eine irisch-britisch-belgische Angelegenheit.
Selbst das war lange Zeit nicht selbstverständlich. „Für uns und die Briten ist das sehr kompliziert“, erläutert der Kurator des Militärmuseums in Dublin. „Wir feiern das erst seit etwa zehn Jahren zusammen.“ Das ist der politischen Teilung der Insel geschuldet, die mit dem bevorstehenden Brexit wieder an Problematik gewinnt. Nun betonen die Redner im Friedenspark, wie irische und nordirische Soldaten hier einst Seite an Seite kämpften.
An Williams Seite fehlt manchen Besuchern der Gedenkfeier dessen Frau Kate. Die Herzogin von Cambridge tritt eher bei Anlässen mit höherem Gute-Laune-Faktor auf, in Kürze soll das royale Paar auch Deutschland besuchen. Die Kriegsstätten im Westen Flanderns kennt die Frau des Zweiten in der britischen Thronfolge womöglich ohnehin: Für britische Schüler gehören Klassenreisen auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs seit Jahrzehnten quasi zum Pflichtprogramm.
Die Gegend um Ypern ist übersät mit Museen, Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen. Gewaltige Gräberfelder erinnern daran, wie Politiker und Generäle die Jugend ihrer Staaten millionenfach in den Tod schickte. „Vielleicht werde ich in einer Woche zu Hause sein“, schrieb der Soldat Michael Wall, aus dessen Brief an die Mutter vom 5. Juni 1917 ein Redner in Mesen zitiert. Doch statt des Sohns empfängt die Familie kurz darauf die Nachricht seines Todes.
Kurz vor der Offensive hatten die Soldaten noch die Nachtigallen singen hören. „Nach einem Gewitter in der Nacht war das Wetter ruhig - nicht so windig wie heute“, erzählt der Militärhistoriker Brian Moroney, der mit der Royal Dublin Fusiliers Association nach Mesen gereist ist. Vor ihrer Rückreise nach Irland will die Gruppe auch noch den deutschen Soldatenfriedhof von Langemarck besuchen und dort der Toten gedenken: „Wir finden, das ist wichtig.“