Prinzessin Charlotte wird eins
London (dpa) - Die Fotos gingen um die Welt. Queen Elizabeth II. wurde 90, die Urenkel waren um sie versammelt, die kleine Prinzessin Charlotte saß brav auf ihrem Schoß. Kurzer Pony, blaue Augen, verhaltenes Lächeln, fast ein bisschen ängstlich schaute Charlotte drein.
Die Starfotografin Annie Leibovitz hatte die Szene gut getroffen, doch mehr Furore machte ein anderes Foto: ebenfalls mit der Queen, diesmal mit Sohn Charles, Enkel William - und einem forsch-fröhlich dreinblickenden Urenkel George.
Menschen weltweit waren begeistert vom Anblick des zweijährigen Blondschopfes, der auf einem Stapel Bücher steht. Manche Briten fragten sich: Hat der Prinz die kleine Schwester ein bisschen in den Schatten gestellt? Am Montag (2. Mai) wird Charlotte ein Jahr alt. Ist sie diesmal der Star, der ganz im Mittelpunkt steht?
Pünktlich zum Ehrentag veröffentlicht der Kensington-Palast neue Fotos der Kleinen. Pausbäckig, lachend und spielend ist Charlotte zu sehen - diesmal auch ohne großen Bruder. „Wir hoffen, dass jeder sich an diesen wunderbaren Fotos genauso erfreut wie wir“, twittern die Royals. Die PR-Leute am Hof wissen sehr genau: Nichts ist so gut fürs Image des Königshauses wie Kinder und Traumhochzeiten.
Die Eltern Prinz William und Kate handeln in Sachen PR geschickt: Zwar liefern sie den Medien immer wieder Fotos, sogar private Bilder, die sie selbst geschossen haben. Auf der Privatsphäre von George und Charlotte aber beharren sie felsenfest, die Geschwister sollen so gut wie eben möglich wie normale Kinder aufwachsen.
Leicht ist das oft nicht: Kurz nach der Geburt von Charlotte mussten der Herzog und die Herzogin von Cambridge Medienvertreter daran erinnern, dass auch Royals ein Recht auf Privatleben haben. Sie ließen rund um ihr Anwesen Sandringham in der Grafschaft Norfolk Schreiben an Fotografen verteilen, in denen sie baten, mit „Belästigung und dem Eindringen in die Privatsphäre aufzuhören“. Die Schreiben wurden mit Hilfe der Polizei verteilt, sie waren eine klare Warnung. Natürlich ging es vor allem um die Kinder.
Royale Babys werden gezwungenermaßen als Promis geboren. Auch die kleine Charlotte wurde noch am Tag ihrer Geburt der Öffentlichkeit präsentiert. Einen Monat später veröffentlichte der Palast erstmals Fotos der beiden kleinen Royals zusammen. Der große Bruder spielt dabei eine zentrale Rolle: Vorsichtig hält er das Schwesterchen im Arm, liebevoll lächelt er es an, drückt ihm einen Kuss auf die Stirn.
Einen weiteren Monat später folgte die Taufe. Charlotte Elizabeth Diana lautet der volle Name. „Diana“ soll an ihre Großmutter erinnern, die nach der Trennung von Prinz Charles bei einem Autounfall in Paris 1997 ums Leben kam - sie wurde damals von Paparazzi verfolgt.
Auch am Tag der Taufe sind es Aufnahmen von George, die besonders viele Menschen entzücken: Der kleine Prinz steht auf den Zehenspitzen, um einen Blick in den Kinderwagen zu erhaschen und unterhält sich mit der Queen, die sich zu ihm herabbeugt. Noch heute meinen selbst zurückhaltende Beobachter: Der große Bruder George hat Charlotte an diesem Tag die Schau gestohlen.