„Quincy“-Darsteller Jack Klugman gestorben
Los Angeles/New York (dpa) - Knurrig beschrieb ihn vielleicht ganz gut. Nicht unfreundlich, aber knurrig. Und kantig, charismatisch, profiliert, markant. Jack Klugman war einer der auffälligsten Fernsehstars mit einer unvergesslichen Stimme.
Ob als Oscar Madison in „Männerwirtschaft“ oder Gerichtsmediziner „Quincy“ - Klugman spielte immer Rollen, die höchstens noch Walter Matthau hätte spielen können. Am Heiligen Abend ist er mit 90 Jahren gestorben.
Als Oscar Madison war er der schlampige, faule Sportreporter der am liebsten zu Hause rumgammelt. Fünf Jahre lang fetzte er sich in „Männerwirtschaft“ in den siebziger Jahren mit seinem Kollegen Tony Randall, der den pingeligen Felix spielte. Doch mit dem antriebslosen Oscar hatte Klugman nicht viel gemein.
Eher glich er seinem Krimihelden „Quincy“, dem unermüdlichen Gerichtsmediziner, der einen Fall nach dem anderen löste. Von Ruhestand wollte Klugman lange nichts hören. Selbst mit 80 hatte er noch einen vollen Terminkalender: Gastauftritte bei Fernsehshows, Ansprachen in Washington bei einem Wohltätigkeitsfest, eine Theaterrolle in Minnesota, ein Bühnenauftritt in Kansas City. Damals immer mit dabei: Freundin und Schauspielerin Peggy Crosby. 2008 heiratete er sie - mit 85.
„Er ist 20 Jahre jünger und hat sehr viel Energie“, sagt seine langjährige Agentin Shirley Klein damals. Von einer Kehlkopfkrebs-Operation, bei der ein Teil seiner Stimmbänder entfernt wurde, hatte sich der Schauspieler schnell wieder erholt. Nur seine durchdringende knurrige Stimme ist ein wenig schwächer und kratziger geworden. Und der breitschultrige Kerl war im Alter ein schlanker, eher intellektuell wirkender Mann geworden. Die Gesundheit war gut - wenn man bedenkt, dass er sein Leben lang stark geraucht hat.
In New York hatte der in Philadelphia geborene Klugman Theater studiert und schon früh seine Liebe zum Broadway entdeckt. In den fünfziger Jahren experimentierte er mit den ersten Live-Fernsehdramen, drehte aber erst mit 34 seinen ersten Film: „Timetable“. Es folgte ein Klassiker: In „Die Zwölf Geschworenen“ konnte er sein ganzes Talent ausspielen. Eine Hauptrolle war der „Geschworene Nummer 5“ eigentlich nicht, aber es genügte für den Durchbruch.
„Männerwirtschaft“, eine Fernsehadaption von Neil Simons „Ein verrücktes Paar“, machte Klugman dann endgültig bekannt und brachte ihm gleich zwei Emmy-Trophäen ein. 1976 folgte die Hitserie „Quincy“, die sich immerhin acht Jahre hielt und in den neunziger Jahren dem aufstrebenden Privatsender RTL in Deutschland zu guten Quoten verhalf.
Am Anfang sei ihm richtig schlecht geworden, erinnert sich Klugman an seine ersten Versuche als Gerichtsmediziner. Um seine Rolle gut zu machen, schaute er den richtigen Leichenbeschauern bei der Arbeit zu. Viele Fans hätten ihm Briefe geschickt, dass sie durch die Serie ihr Interesse für Medizin entdeckten, sagte er einmal. Ihm selber hätte es am meisten Spaß gemacht, wie Quincy „im Schmutz zu wühlen“.
Mitte der Siebziger, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, trennte sich Klugman von der Schauspielerin und Mutter seiner beiden Söhne, Brett Sommers, ohne je die Scheidung einzureichen. Das sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, erklärte der Frauenheld, um nicht ein zweites Mal zu heiraten. 2007 starb Sommers, ein Jahr später heiratete er Peggy Crosby. Sie war auch bei ihm, als er am Heiligen Abend in Northridge bei Los Angeles starb.