Aus den 80ern Rätsel um angespülte Garfield-Telefone in der Bretagne gelöst

Brest · Sie sind orange und wackeln mit den Augenlidern: Telefone mit dem Gesicht einer Comic-Katze sind in Massen an malerischen Stränden angespült worden. Jetzt weiß man, wo die Umweltsünde in den 80er Jahren begann.

Ein Teil eines Telefons in Form der Comic-Katze Garfield. Jahrzehntelang sind an den Stränden der Bretagne orangefarbene Telefone angespült worden.

Foto: dpa/Claire Simonin-Le Meur

Jahrzehntelang sind an den Stränden der Bretagne bunte Telefone in Form der Comic-Katze Garfield angespült worden - nun scheint das Rätsel weitgehend gelöst zu sein. In einer Grotte nahe der äußersten Westspitze Frankreichs wurden die Überreste eines Containers mit der skurrilen Ladung entdeckt. Der örtliche Umweltschutzverein Viltansoù hatte ihn endlich aufgespürt.

Jahrelang hatte das Team versucht, herauszufinden, woher die Garfield-Telefone stammen. „Es war ein Moment der Freude, denn wir fanden endlich die Quelle dieser Verschmutzung, unter der wir seit Jahren leiden“, schilderte die Vorsitzende des Vereins, Claire Simonin-Le Meur, der Deutschen Presse-Agentur. Unklar ist hingegen noch, welches Schiff wann genau den Garfield-Container verloren hat. Hergestellt wurden die Festnetzgeräte mit den beweglichen Augenlidern in den 80er Jahren.

Jahrzehntelang sind an den Stränden der Bretagne orangefarbene Telefone angespült worden - nun scheint das Rätsel weitgehend gelöst zu sein.

Foto: dpa/Claire Simonin-Le Meur

Die orangefarbenen Garfields wurden immer wieder auf einem etwa 24 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen den Gemeinden Plougonvelin und Plouarzel angespült. Allein im vergangenen Jahr sind 200 von ihnen im ganzen Stück oder in Teilen gefunden worden. Schon lange war vermutet worden, dass einst ein Container mit den orangefarbenen Festnetztelefonen ins Meer gefallen ist, der nun nach und nach seinen Inhalt verliert. Die Spalte, in der er nun gefunden wurde, ist nur bei Niedrigwasser zugängig.

Als das Phänomen im Februar 2019 wieder einmal auftrat, halfen Medienberichte dabei, das Rätsel endlich zu lösen. Denn daraufhin meldete sich ein Anwohner beim Verein Viltansoù, der erzählte, den geheimnisvollen Container bereits in den 80er Jahren gesehen zu haben, wie der Sender Franceinfo berichtete. Als etwa 20-Jähriger habe er während eines Sturms lauter Telefone am Strand entdeckt und mit seinem Bruder ihre Spur verfolgt, sagte René Morvan dem Sender. Als die Flut niedrig genug war, wagten die beiden sich in die Klippen - und fanden den Container. Ihr Geheimnis behielten sie für sich - bis jetzt.

Schließlich beschloss das Team vom Umweltschutzverein Viltansoù sich an der vermuteten Stelle auf die Suche zu machen - und fand den Garfield-Schatz. Doch so bizarr die Geschichte der Katzen-Telefone auch ist - ihr Hintergrund ist ernst. „Garfield ist für uns ein Symbol, das es ermöglicht, das Bewusstsein für das Problem der Meeresverschmutzung durch Kunststoffe zu schärfen“, mahnt Simonin-Le Meur. Es sei nur ein Container von Tausenden, die im Ozean versunken seien.

Der World Shipping Council schätzt, dass pro Jahr im Schnitt 568 Container ins Meer fallen - Katastrophen wie der Untergang von Schiffen werden dabei allerdings nicht mitgezählt. Rechnet man diese mit ein, liegt die Zahl den Schätzungen des Wirtschaftsverbands zufolge bei knapp 1600. Die Zahl dürfte Umweltschützern zufolge aber durchaus höher sein, da möglicherweise nicht jeder Vorfall gemeldet wird.

Plastikmüll und Vermüllung der Meere sind ein riesiges Problem - und ihre Ursache sind längst nicht nur Container, die ins Meer fallen. Verpackungsmaterialien und Abfälle aus Fischerei und Schifffahrt wie Netzreste haben für Fische, Seevögel und Meeressäuger dramatische Folgen. Sie verheddern sich in alten Netzen oder verwechseln unverdaulichen Müll mit Nahrung.

Zerfällt der Abfall in winzige Mikroplastik-Partikel, kann er über die Nahrungskette auch auf den Tellern der Menschen landen. Mikroplastik gelangt auch beim Waschen ins Meer, denn sie kommt in Kleidung und Kosmetikprodukten vor und wird von Klärwerken nicht herausgefiltert. Simonin-Le Meur hofft nun, dass die Geschichte der Garfield-Telefone auch hilft, in den Köpfen der Menschen etwas zu verändern.

(dpa)