Reden wie Außerirdische: „Star Trek“-Fans lernen Klingonisch

Saarbrücken (dpa) - Sie klingt total fremd, wie von einem anderen Stern. Kein Wunder. Es ist die Sprache von Außerirdischen, die etwa 60 Schüler lernen: Klingonisch. „Im Klingonischen ist man immer direkt, kurz und prägnant“, führt Lehrer Lieven Litaer die „Star Trek“-Fans in die Kunstsprache ein.

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Zur Begrüßung sage man nicht „Hallo“, sondern „nugneH“, was heiße: „Was willst du?“. Und zur Verabschiedung gebe es ein „Qapla“. Zu Deutsch: „Erfolg!“. Im Unterrichtsraum machen sich Männer und Frauen eifrig Notizen. An den Wänden hängen aufblasbare Langschwerter, Masken mit gefurchten Stirnen liegen neben zinnernen Trinkbechern auf den Pulten.

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Die „Trekkies“ sind aus dem In- und Ausland nach Saarbrücken gepilgert, um beim mehrtägigen Klingonisch-Kurs mitzumachen. Die Sprache aus der Kultserie ist alles andere als eingängig: Vor allem die Aussprache mit reichlich Zungenbrechern und Kehlkopflauten macht den Schülern zu schaffen.

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So ein großes Interesse habe es noch nie gegeben, sagt der gebürtige Belgier Litaer. Der 35-Jährige hatte das Training mit Namen „qepHom“ (Kleines Treffen) 2002 ins Leben gerufen, nachdem er sich die Sprache selbst beigebracht hatte: „Weil es nirgendwo Klingonisch-Sprachkurse gab.“ Heute sei es das weltweit größte Treffen seiner Art, sagt der Architekt.

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Verständlich, dass da der Erfinder des Klingonischen, der US-amerikanische Sprachwissenschaftler Marc Okrand, aus Washington persönlich vorbeischaut. Der 67-Jährige hat die Sprache der Klingonen vor 30 Jahren im Auftrag des Konzerns Paramount Pictures für die Kult-Filmreihe „Star Trek“ entworfen. Und zwar mit System. Es gibt Grammatikregeln, etwa beim Satzaufbau: Objekt, Verb, Subjekt. Und keine Zeitformen, Verben werden nicht gebeugt.

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„Es ist eine Ehre für mich, zu sehen, dass Leute die Worte, die ich mal erfunden habe, hier sprechen“, sagt er in Saarbrücken. Dass Klingonisch mal als Sprache gelernt werden würde, hätte er sich früher nicht vorstellen können. Heute gibt es Wörterbücher mit rund 3000 Vokabeln, Spiele auf Klingonisch und sogar eine klingonische Oper.

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„Klingonisch ist ja keine tote Sprache. Die Sprache wächst, es kommen immer neue Vokabeln dazu.“ Gerade hat Okrand wieder ein paar neue Ausdrücke für die Trekkies mitgebracht. Er ist der Einzige, der Wörter für das Klingon Language Institute schöpft. „Ich selbst kann die Sprache aber nicht gut sprechen“, räumt er ein. Er sei aber gut im schnellen Nachschlagen.

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Nicole Eisenblätter (42) kam als Star Trek- und Klingonen-Fan zu der Sprache. „Ich mag Star Trek wegen der positiven Visionen. Von einer Welt ohne Krieg und Hunger“, sagt sie und legt sich ihre selbst gebastelte Riffelstirn an. Die Heilpraktikerin aus der Nähe von Köln lernt Klingonisch schon seit 20 Jahren. Zu den Treffen an die Saar kommt sie seit Jahren, auch um Gleichgesinnte zu treffen.

Wie auch der Niederländer Thorwald Peeters. „Man kann sich hier austauschen“, sagt der 42-Jährige. Er benutze klingonische Wörter etwa, wenn er jemandem im Internet zum Geburtstag gratuliere. Oder manchmal zum Fluchen. Sabine aus Stuttgart hat das ehrenhafte Verhalten der Klingonen interessiert, deswegen lernt sie die Sprache. Im Alltag nutzt die Informatikerin ihr Wissen, um Passwörter zu bilden, die für Nichtkenner wie Super-Verschlüsselungen aussehen.

Okrand sei es darum gegangen, eine möglichst fremdartige Sprache zu schaffen, sagt Sprachwissenschaftler Cyril Brosch von der Uni Leipzig. Daher enthalte sie auch viele Laute, die es in anderen Sprachen selten gebe. „Sie sollte keiner anderen Sprache ähnlich sein.“ Anders als andere Plansprachen wie etwa Esperanto sollte das Klingonische auch nicht leicht zu lernen oder wie etwa erdachte Sprachen von J.R.R. Tolkien („Herr der Ringe“) ästhetisch besonders gelungen sein.

Wie viele Menschen weltweit Klingonisch beherrschten, sei schwer zu sagen, meint Lehrer Litaer. 20 bis 30, darunter er selbst, könnten es fließend. Ansonsten könne man nur schätzen: Das Wörterbuch für Klingonisch wurde mehr als 300 000 Mal verkauft. „Es ist in der Tat ein seltenes Hobby, aber man muss nicht verrückt dafür sein“, sagt er. „Klingonisch ist genauso verrückt wie Luftgitarrespielen.“