Schlag gegen Drogenkartell Rekordfund in Kolumbien - 13,4 Tonnen Kokain beschlagnahmt
Bogotá (dpa) - Mit insgesamt 13,4 Tonnen Kokain ist in Kolumbien die bisher größte Drogenmenge in der Geschichte des südamerikanischen Landes beschlagnahmt worden. Das Kokain, das in vier Fincas in den Departements Antioquia und Choco sichergestellt wurden, soll dem Kartell „Clan de Golfo“ gehören.
Staatspräsident Juan Manuel Santos sprach von einem „überzeugenden Zeichen der Stärke unserer Streitkräfte“. Zunächst war die Menge mit zwölf Tonnen angegeben worden, bevor das Verteidigungsministerium nach einer erneuten Inventur die Menge am Donnerstag auf 13,4 Tonnen hoch korrigierte.
Ein Kilogramm Kokain, das in Kolumbien produziert wird, koste rund 1500 Dollar (etwa 1300 Euro) und könne in den USA rund 30.000 Dollar einbringen, sagte Santos. Nach dieser Rechnung hat das Kokain einen Marktwert von 402 Millionen US-Dollar (347 Mio. Euro).
Der Fund gilt auch weltweit als einer der bisher größten. Hunderte Pakete mit dem weißen Pulver wurden auf einer Wiese der Presse präsentiert, umstellt von schwer bewaffneten Soldaten. Präsident Santos ließ sich auf Kokainpaketen stehend fotografieren, um ein Zeichen der Stärke auszusenden. „Ich möchte den Mut unserer Helden hervorheben, die an der Operation beteiligt waren.“
Der Golf-Clan hatte sich 2007 gebildet und gilt so wie früher zum Beispiel das Medellín-Kartell von Pablo Escobar heute als größte Kokainmafia des Landes mit geschätzt über 3000 Mitgliedern. Es wurde von früheren rechten Paramilitärs gegründet, die nach einem Abkommen mit der Regierung zuvor offiziell die Waffen niedergelegt hatten.
Santos sprach vom „größten Schlag der Geschichte“. Laut General Jorge Nieto waren an der Operation „Agamenón II“ auch mehr als 100 Geheimdienstmitarbeiter beteiligt, um die Kokainfarmen ausfindig zu machen. Rund 400 Sicherheitskräfte hätten bei dem Finale der lange vorbereiteten Operation mitgewirkt, zum Teil wurden die Fincas aus der Luft attackiert.
Das Kokain sollte an verschiedene Händlerringe verteilt werden, verantwortlich sei Dairo Úsuga, alias „Otoniel“, Chef des Golf-Clans und der meistgesuchte Verbrecher Kolumbiens. Santos sagte, man hoffe auf eine heiße Spur. Auf „Otoniel“ ist eine Fangprämie von rund fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Schon seit Monaten gibt es immer wieder Erfolge im Kampf gegen die Kokainmafia Kolumbiens. Allein im Grenzgebiet zu Panama wurden in den vergangenen Wochen rund 20 Tonnen Kokain beschlagnahmt. Es ist ein Hauptoperationsgebiet des Golf-Clans, um das Kokain per Schiff oder Flugzeug weiter Richtung Mittelamerika und in die USA oder nach Europa zu bekommen. Insgesamt konnten Polizei und Militär dieses Jahr bereits rund 362 Tonnen Kokain sicherstellen.
Nach der Aufgabe des bewaffneten Kampfes durch die zuletzt noch rund 7000 Kämpfer der linken Farc-Guerilla will Santos, der für das Ende dieses Konfliktes den Friedensnobelpreis erhielt, den Kokainhandel in den früheren Farc-Gebieten bekämpfen. Es soll vermieden werden, dass andere Banden in den oft unwegsamen Regionen die Kontrolle über die Kokainproduktion übernehmen.
Die Vereinten Nationen hatten Kolumbien zuletzt zugesagt, beim Zurückdrängen des Koka-Anbaus zu helfen. Bauern sollen mit Hilfe eines millionenschweren Projekts zum Anbau anderer Agrarprodukte wie Kakao oder Kaffee animiert werden. Das Problem: Koka ist einfach anzupflanzen, kann mehrmals im Jahr geerntet werden und bringt den Bauern viel Geld ein - daher scheiterten in der Vergangenheit oft Programme, die zum Anbau von anderen Produkten animieren sollten.
Mit geschätzt mindestens 900 Tonnen im Jahr wird in Kolumbien das meiste Kokain produziert. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. Zum Vergleich: Im vergangenen Juli wurde in Hamburg vom Zoll mit 3,8 Tonnen Kokain aus Südamerika der größte Kokainfund in Deutschland präsentiert - die Drogen wurden bei drei Aktionen im Frühjahr in Containern im Hafen gefunden.
Fachleute schätzen in diesem Fall den Straßenverkaufswert sogar auf rund 800 Millionen Euro. „Es ist ein Wert in der Größenordnung vom Bau einer neuen Elbphilharmonie“, sagte dazu der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer.