Kritik So wird der Berliner „Tatort“ am Sonntag

Berlin · Meret Becker und Mark Waschke sind vielleicht das lässigste Team im „Tatort“. Bevor Becker 2022 aus dem Berliner Krimi aussteigt, gibt es noch ein paar Folgen. Wie ist Fall Nummer zehn?

Rechtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) untersucht die mumifizierte Leiche Fritz Irrgang (Klaus Grape). Foto: Marcus Glahn/RBB/dpa

Foto: dpa/Marcus Glahn

Dieser Berliner „Tatort“ ist nichts für zarte Gemüter. Das Finale ist blutig. Gleich am Anfang geht es um eine Leiche, die mumifiziert in einer Wohnung liegt. Gedreht wurde mit 200.000 Fliegen und Eimern voller Maden, wie Regisseur Florian Baxmeyer in den Produktionsnotizen erzählt. Die Fliegen umschwirrten die Schauspieler, sie waren überall, in den Haaren, im Mund, in den Augen. „Aber wir wollten eine Leiche, die seit Wochen in der Wohnung verwest, realistisch zeigen“, so Baxmeyer. „Also mussten wir da durch.“

In der Folge „Das Leben nach dem Tod“ (10. November, 20.15 Uhr) geht es um zwei Themen: Einsamkeit in der Großstadt und die Todesstrafe, die es bis 1987 in der DDR gab. Dieses DDR-Kapitel ist laut dem Sender RBB für den „Tatort“ etwas Neues. Geschichtliches passt zum 30. Jahrestag des Mauerfalls, der am Wochenende der Ausstrahlung gefeiert wird.

Es geht auch um Befindlichkeiten von Ost und West - mit einer besonderen Besetzung: Der 88 Jahre alte Otto Mellies, der in DEFA-Filmen zu sehen war und zum Ensemble des Deutschen Theaters Berlin gehörte, spielt Gerd Böhnke, einen ehemaligen DDR-Richter. Der wird Opfer eines Einbruchs und empfindet die Welt als ungerecht. Es gipfelt in einer Geiselnahme in einem Supermarkt, bei der Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) ihn einen „Wendeverlierer“ nennt.

Rubins Kollege Robert Karow (Mark Waschke) erlebt diesmal als Nachbar, dass man wochenlang neben einem toten Menschen in der Wohnung leben kann, ohne etwas zu merken. Die Leiche hat einen Genickschuss, so dass die Vermieterin ins Visier gerät. Eine hohle Wand spielt eine Rolle. Dann wäre da noch ein Handwerker, der als Kind zu DDR-Zeiten Zeuge einer Bluttat wurde.

Der RBB-„Tatort“ mit Becker und Waschke ist fast immer gut. Auch wenn die Geschichte der zehnten Folge etwas konstruiert wirkt, atmosphärisch und von den Bildern her passt es. Regisseur Florian Baxmeyer hat schon einige „Tatort“-Erfahrung, aktuell dreht er die Netflix-Serie „Tribes of Europa“.

Für die zwei Berliner Kommissare naht der Abschied. Meret Becker steigt 2022 nach 15 „Tatort“-Folgen aus. Sie sei ein Streuner, es sei an der Zeit, Neues auszuprobieren, sagte Becker im Mai. Wer ihr im „Tatort“ folgt, steht noch nicht fest. In dem aktuellen Fall bahnt sich die Ungewissheit an. Kommissarin Rubin soll befördert werden. Zwischen Karow und Rubin knistert es. „Sie sind die beste Polizistin, die ich kenne“, sagt er. Fast eine Liebeserklärung. Und ihr rutscht sogar das „Du“ raus.

(dpa)