Roland Jahn: Der Nachfolger
Roland Jahn, früherer DDR-Oppositioneller, wundert sich noch immer, dass sein Einsatz gegen das SED-Regime mit einer Stele in Berlin-Kreuzberg gewürdigt wird. Gegen seinen Willen war der aus Jena stammende Bürgerrechtler 1983 aus der DDR abgeschoben worden.
Nun schließt sich der Kreis: Der 57-Jährige wurde vom Bundeskabinett als neuer Chef der Stasi-Unterlagenbehörde und Nachfolger von Marianne Birthler vorgeschlagen.
Der Ostdeutsche war den DDR-Oberen schon früh ein Dorn im Auge, weil er sich in Oppositionsgruppen engagierte. Der Student flog 1977 von der Uni, nachdem er gegen die Ausbürgerung von Liedermacher Wolf Biermann protestiert hatte. Wegen "öffentlicher Herabwürdigung der staatlichen Ordnung" wurde er 1983 zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt. Es gab internationale Proteste - nach einigen Wochen kam Jahn frei.
Nach seiner Abschiebung unterstützte Jahn vom Westen aus die Bürgerrechtler in der DDR. Zuerst als freier Journalist, dann als Redakteur des ARD-Fernsehmagazins "Kontraste" produzierte er kritische DDR-Reportagen. Seit 2006 ist er bei dem RBB-Magazin stellvertretender Redaktionsleiter.