Viele politische Töne Romy-Preise: Iris Berben als Star des Abends gefeiert
Wien (dpa) - Mit einem Plädoyer für Demokratie hat Iris Berben die „Romy“ für ihr Lebenswerk als Schauspielerin entgegengenommen. Politische Statements zogen sich Samstagabend wie ein roter Faden durch die diesjährige Verleihung der österreichischen TV- und Filmpreise in Wien.
Die mit 24 Karat Gold veredelte Statuette ist nach der österreichischen Schauspielerin Romy Schneider benannt, die dieses Jahr 80 Jahre alt geworden wäre. Sie wurde zum 29. Mal verliehen.
Der Satiriker Jan Böhmermann wurde bei der Gala in der Wiener Hofburg als bester deutschsprachiger Comedian ausgezeichnet und nutzte seinen Auftritt für einen Seitenhieb auf den politischen Rechtsruck in Österreich. Doch Berben war der Star des Abends.
Schon in der Laudatio machte ihr Kollege Peter Simonischek („Toni Erdmann“) klar, dass sie die Platin-„Romy“ nicht nur für ihre Karriere verdiene, sondern auch für ihr zivilgesellschaftliches Engagement. „Wir Künstler haben eine Stimme, und ich finde, die müssen wir nutzen“, sagte Berben in einer emotionalen Rede. „Denn wir haben etwas zu verteidigen: unsere Demokratie, unseren Zusammenhalt“, sagte die 67-Jährige unter Hinweis auf negative Entwicklungen in Europa und anderswo.
Berben feierte vor 50 Jahren ihr Schauspieldebüt. Sie war seitdem in zahlreichen Kino- und TV-Produktionen („Sketchup“, „Das Erbe der Guldenburgs“, „Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte“, „Traumfrauen“) zu sehen. Die Schauspielerin äußerte sie sich auch zu der #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch. Alle müssten Verantwortung übernehmen. „Ich wehre mich aber dagegen, eine ganze Branche per se in Misskredit zu bringen“, fügte sie hinzu. Es gehe um eine Diskussion mit „Pragmatismus und gesundem Menschenverstand“.
Eigentlich hatte Böhmermann („Neo Magazin Royale“) angekündigt, seinen Preis in einer Burka und mit hundert syrischen Flüchtlingen im Schlepptau entgegenzunehmen, als Reaktion auf Österreichs neue rechtskonservative Regierung. Der 37-Jährige gewann zwar das von der Wiener Zeitung „Kurier“ organisierte Online-Voting in der Kategorie „Show/Unterhaltung“ - doch die Provokation blieb er schuldig. „Ich habe Sie angelogen von vorn bis hinten“, sagte Böhmermann. „Sie wurden von einem unseriösen, windigen Populisten hinters Licht geführt - wahrscheinlich zum allerersten Mal in Ihrer Geschichte.“
In der Kategorie „Beliebtester Schauspieler“ im Fernsehen oder Kino bekam Elyas M'Barek („Fack ju Göhte“) die meisten der insgesamt 200 000 abgegebenen Stimmen. Anders als seine Kollegen reagierte M'Barek nicht politisch, sondern sehr persönlich: „Mama, der ist für dich! Bussi, baba“, richtete er seiner österreichischen Mutter aus.
Für die Romy waren 31 TV- und Filmstars in sechs Kategorien nominiert. Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau bekamen eine „Romy“ für ihre Rollen in der ARD-Krimiserie „Hubert und Staller“. Die 16-teilige TV-Serie „Babylon Berlin“ erhielt die Auszeichnung „TV-Ereignis des Jahres“. Sie wird ab Herbst als Free-TV-Premiere im Ersten zu sehen sein. Aus der Perspektive eines jungen Kriminalkommissars in Berlin blicken die Zuschauer hinter die Kulissen der „Goldenen Zwanziger“.