Rudi Assauer: "Ich hatte immer Angst vor Alzheimer"
Die Diagnose Alzheimer kam für die Öffentlichkeit überraschend, Rudi Assauer fürchtete sie bereits seit langer Zeit.
Gelsenkirchen. Zuletzt war es still geworden um Rudi Assauer. Bedenklich still. Der Mann, der kernige Aussagen nie scheute und stets so selbstbewusst auftrat, als könne ihn rein gar nichts erschüttern, zog sich fast vollständig zurück. Selbst Anfragen über den Zustand seines Klubs, den FC Schalke 04, der ihm emotional wohl so nah kam wie kaum etwas in seinem Leben, hatte Rudi Assauer nicht mehr beantworten wollen.
Auch die gute Seele seines Lebens, seine langjährige Sekretärin Sabine Söldner, konnte ihn nicht mehr dazu überreden. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Mittlerweile ist öffentlich geworden, weshalb der „Kaschmir-Hooligan“, wie ihn der ehemalige BVB-Manager Michael Meier in einer Mischung aus Anerkennung und Antipathie nannte, nicht nur über sein Lebenselixier Fußball schweigen wollte.
Rudi Assauer ist an Alzheimer erkrankt. In seiner Autobiografie „Wie ausgewechselt — Verblassende Erinnerungen an mein Leben“, die morgen auf dem Markt kommt, schreibt er: „Wenn es eine Sache in der Welt gibt, wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer. Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum.“
Rudi Assauer hatte es geahnt, in seiner Familie war diese Erkrankung bereits aufgetaucht. Seine verstorbene Mutter litt darunter, auch sein älterer Bruder ist erkrankt. In Gesprächen, schon vor einigen Jahren, als er noch als Manager vor Kraft nur so zu strotzten schien und Zigarre rauchend gemeinsam mit der Schauspielerin Simone Thomalla lange Zeit eine Art Vorzeigepaar abgab, benannte er in diskreten Momenten diese Angst.
Für Rudi Assauer war der Schritt über das 60. Lebensjahr hinaus ein Greuel. Weil sein Vater früh verstorben war und Assauer befürchtete, dass auch er spätestens ab diesem Zeitpunkt körperlich abbauen würde. Der Mann, als Macho verschrieen, der gern mal ein Pils mehr trank, der mit seinen vielen Sprüchen ein streitbarer Liebling der Massen war, konnte seine natürliche Furcht und seine Schwächen meist gut verbergen. Die innere Verletzlichkeit war aber ein stetiger Begleiter.
Vor zwei Jahren wurde die Krankheit Alzheimer bei ihm erstmals diagnostiziert. Mittlerweile fährt er kein Auto mehr, wohnt auch nicht mehr in seinem Haus im Gelsenkirchener Stadtteil Buer.
Seine uneheliche Tochter kümmert sich um ihn. Seine Ehe mit Britta, die erst im April 2011 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschlossen wurde, kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Assauers schlimmste Befürchtungen sind wahr geworden. „Die ist in Ordnung“, hatte Rudi Assauer damals über seine neue Lebensgefährtin gesagt. Assauers Leben ist es nicht mehr.