Ruhr.2010: Finale mit Feuerwerk und kalten Füßen
Gelsenkirchen (dpa) - Flammenwerfer, Feuerwerk, Fassadentanz und Konfettikanonen - zum Abschluss hat die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 noch einmal alle Showregister gezogen.
Die Abschlussfeier unter freiem Himmel auf dem Gebäude der früheren Zeche Nordstern in Gelsenkirchen brachte am Samstag eindrucksvolle Bilder und Momente - an die Eröffnungsfeier im Schneetreiben Anfang Januar kam sie aber nicht heran.
Regisseur Gil Mehmert, der auch die Eröffnung choreographiert hatte, verwandelte das Zechengebäude für den Schlussauftritt mit geschickter Beleuchtung in den Schaufelraddampfer „Ruhrtopia“ - mit dem früheren Förderturm als Mast. Das „Riesenschiff Ruhrgebiet“ fuhr in seinem Programm bei eisiger Kälte noch einmal die Höhepunkte des Kulturhauptstadtjahres 2010 ab - von der Eröffnung über „Schachtzeichen“, die Gasballons an Ex-Bergwerken, das große Gesangsfest „Day of Song“ bis zur A 40-Sperrung.
Die zwei Bühnen auf dem Zechengebäude in 14,5 und 23 Meter Höhe waren für die Zuschauer kaum einzusehen. So schaute alles auf den Riesenbildschirm an der Zechenfassade. Das hatte mehr von Public Viewing als von Theater- und Musikrevue. Dreimal wurden live die weiteren Feststandorte im Ruhrgebiet eingespielt - Dortmund, Duisburg und Essen.
Blasorchester in Bergmannstracht und Breakdancer, Drummer mit Stahlteilen und ein Streichensemble am Duisburger Innenhafen - die Show zeigte wieder die Mischung aus Stahl- und Kohletradition, Spitzen- und frecher Jugendkultur, mit der das Ruhrgebiet als erste Region die Jury der europäischen Kulturhauptstadt gegen scharfe Konkurrenz für sich gewonnen hatte. Bis dahin war die Kulturhauptstadtwürde nur an Städte vergeben worden.
Typisch Ruhrgebiet ist auch die Fußballleidenschaft und Dichte an Bundesliga-Vereinen. Kaum vorstellbar, dass in einer anderen Kulturhauptstadt beim offiziellen Schluss-Festakt die aktuellen Fußballergebnisse durchgegeben würden, wie es Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen zu Anfang und Ende der Veranstaltung ganz selbstverständlich tat. Der 3:0-Sieg von Schalke 04 wurde dabei genauso laut bejubelt wie gelungene Szenen der Show.
Da fühlten sich die Füße vom Stehen vor der alten Zeche in eisiger Kälte längst an wie Eisklötze. Dennoch kam der berührendste Moment der Show am Schluss, als einige der vielen freiwilligen Helfer zu Wort kamen. „Für mich war es das schönste Jahr meines Lebens“, sagte ein Helfer, ohne dass das auch nur ein bisschen aufgesetzt klang. Die Kulturhauptstadt 2010 hat einer strukturschwachen und oft unterschätzen Region neues Selbstbewusstsein und neuen Mut gegeben.