Saharastaub und Wetterlage treiben Feinstaubbelastung in NRW hoch
Bundesweit registrieren die Umweltbehörden zu hohe Feinstaub-Werte in der Luft - auch in NRW. Das Landesumweltamt ist überzeugt: Windstille und Staubwolken aus Afrika machen die Wirkung von Umweltzonen und Staubfiltern zunichte.
Essen (dpa). Zu hohe Feinstaubwerte in vielen nordrhein-westfälischen Städten bereiten den Umweltbehörden Kopfzerbrechen. „Die Zahlen sind für diese Jahreszeit bedenklich hoch“, sagte Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz Lanuv, am Dienstag. So lagen die Werte an etlichen Messstandorten seit Jahresanfang an mehr als zehn Tagen über dem erlaubten Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft - schwerpunktmäßig im Ruhrgebiet.
Auch in anderen deutschen Städten warnt das Umweltbundesamt vor zu häufigen hohen Werten. Spitzenreiter ist demnach Stuttgart mit 36 Überschreitungstagen. NRW-Spitzenreiter ist eine Messstation in Gelsenkirchen: Seit Jahresanfang lag dort die Feinstaub-Belastung seit Jahresbeginn an 26 Tagen höher lag als der Grenzwert. Brüssel gestattet nicht mehr als 35 Tage mit zu hohen Werten pro Jahr, sonst drohen Verfahren wegen Vertragsverletzung.
Verantwortlich für die hohe Belastung durch die feinen Staubpartikel in der Luft seien bestimmte Wetterphänomene, erläuterte Kaiser de Garcia, Lanuv-Expertin für Luftreinhaltung: Lege sich im Winter eine warme Luftschicht über die kalte, verhindere das den Luftaustausch. Das warme, windstille Wetter im März habe die Feinstaubwerte weiter steigen lassen. „Anfang April kamen feinste Partikel Saharastaub bei uns an“, sagte sie.
Außer in Gelsenkirchen wurden in NRW auch in Hagen (an 22 Tagen), Herne und Münster (17) sowie in Essen (16) und Oberhausen (15) in diesem Jahr bereits zahlreiche Grenzwertüberschreitungen gemessen. Auch in Köln (14) und Mönchengladbach (12) gab es häufige Überschreitungen.
Als Hauptverursacher des Feinstaubs nennt das Lanuv den Straßenverkehr. Auch die Industrie oder Hausschornsteine stießen feinste Staubpartikel aus. Hier helfen nach Auskunft der Expertin neben der Einrichtung von Umweltzonen, Filteranlagen in Fabriken, neuere Heizungstechnik oder schlicht eine Abdeckung der Staubquellen, etwa von Förderbändern im Tagebau. „Verursacher aus der Industrie haben sehr viel getan“, berichtete Kaiser de Garcia. Um die Vorgaben einer europäischen Richtlinie für gute Luft einzuhalten, haben in NRW inzwischen 45 Kommunen Luftreinhaltepläne mit vielen Verbesserungsansätzen ausgearbeitet.
Den witterungsbedingten Schwankungen zum Trotz scheinen die Bemühungen von Kommunen, Industrie und Behörden Wirkung zu zeigen: „Langfristig gibt es einen abnehmenden Trend bei der Feinstaubbelastung“, so Kaiser de Garcia. Gab es im Jahr 2000 an verkehrsbelasteten Messstationen noch durchschnittlich 102 Überschreitungstage, waren es 2012 nur 22.
In diesem Jahr allerdings rechnet die Behördensprecherin damit, dass an mehreren Stellen EU-Vorgaben gebrochen werden. Auch die Belastung mit Stickstoffdioxiden sei weiterhin ein ungelöstes Problem. „Bei Überschreitungen müssen wir der EU dargelegen, dass wir alles getan haben, um die Belastung gering zu halten.“