Salafisten greifen Reporter an - Verfassungsschutz ist alarmiert
Erneut gab es einen Zwischenfall im Umfeld der neuen Moschee in der Innenstadt. Ein Reporter des Solinger Tageblatts ist am Samstagmorgen an der Konrad-Adenauer-Straße von zwei Männern angegriffen worden.
Solingen. Ein Reporter (56) des Solinger Tageblatts ist am Samstagmorgen an der Konrad-Adenauer-Straße von zwei Männern angegriffen worden.
Als er Fotos von dem Abschnitt der Straße machte, in dem sich seit kurzem die Milliatu-Ibrahim-Moschee befindet, traten plötzlich die beiden an sein Auto heran und sprachen ihn durch das geöffnete Fahrerfenster an, warum er die Toreinfahrt, die zur Moschee auf dem Hinterhof führt, fotografiere.
Da die Männer auf den Journalisten bedrohlich wirkten, wollte er sofort losfahren und startete seinen Wagen. Durch das Fenster griff einer der beiden Männer in den Fahrerraum und entriss dem 56-Jährigen seine Brille, die er um den Hals gehängt trug.
Der ST-Reporter blieb unverletzt. Er erstattete Anzeige. Es handelt sich um den zweiten Übergriff im Umfeld der neuen Moschee innerhalb weniger Tage. Ein WDR-Reporter war Mitte vergangener Woche von einem Mann angegangen worden, als er Filmaufnahmen an der Konrad-Adenauer-Straße machte.
Der Täter soll aus der Toreinfahrt gekommen sein, die zur Hinterhof-Moschee führt. Auch dieser Journalist informierte die Polizei über diesen Vorfall. Vom Mann, der am Samstag den ST-Reporter angegriffen hat, existieren Fotos. Bei ihm handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Mohamed M.
Er war nach Verbüßung einer Haftstrafe wegen Terrordrohungen in Österreich vor kurzem von Berlin nach Düsseldorf gezogen und ist offenbar der Vordenker der salafistischen Gemeinde, die sich in Solingen gebildet hat. Diese islamistische Glaubensgemeinschaft gilt als extrem, weil sie aus dem Koran die radikalen Botschaften herausliest. Der Salafismus war die ideologische Grundlage des Terroristen Osama bin Laden.
Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz beobachtet die salafistischen Bestrebungen nach eigenen Angaben seit längerem sehr intensiv. „Die Szene in Solingen haben wir dabei besonders im Visier“, erklärte NRW-Verfassungsschutz-Chefin Mathilde Koller. Den von dem österreichischen Salafisten ausgehenden dschihadistischen Propaganda-Aktivitäten gelte derzeit besondere Aufmerksamkeit. Die Sicherheitsbehörden nähmen die aktuelle Entwicklung sehr ernst, erklärte Koller.
Dieselbe Hinterhof-Moschee — allerdings noch unter anderem Namen — hatten auch zwei zum Islam konvertierte Solinger besucht, denen heute in London mehrjährige Haftstrafen drohen. Bei ihnen hatten die Behörden bei der Einreise unter anderem Anleitungen zum Bombenbau gefunden
. Zur Strategie der Islamisten gehört es auch, Journalisten und Bürger einzuschüchtern, die ihrem Vorgehen kritisch gegenüberstehen. Das war auch im vergangenen Jahr zu beobachten, als sie den Mönchengladbacher Stadtteil Eicken zu ihrem Hauptquartier machen wollten.
Vor allem der massive und engagierte Protest aus der Bürgerschaft zwang die Salafisten, ihre Pläne aufzugeben. Seitdem beobachten Verfassungsschützer immer wieder Bestrebungen, ein neues Zentrum zu gründen. Auf einer Internetseite hieß es in der vergangenen Woche, dass es am Wochenende zu einem zweitägigen Treffen von Salafisten in der Nähe von Düsseldorf kommen würde. Die Polizei war darauf vorbereitet, dass es Solingen sein könnte. Es blieb aber ruhig. Fast.