Sarah Brown: Vom Hippie-Girl zur First Lady

Porträt: Zurückhaltend, aber keinesfalls zu unterschätzen: Sarah Brown, die Frau des neuen britischen Premierministers.

London. Sarah Brown gehört eher nicht zu den Frauen, die Journalisten von ihrem ersten Kuss erzählen und die sich einen Anstecker mit dem Namen ihres Mannes ans Revers heften - so wie es ihre Vorgängerin tat, die bisherige britische First Lady Cherie Blair. Sarah Brown musste sich sicher nicht vor Aufregung übergeben, als sie gestern erstmals als Hausherrin die Downing Street Number Ten betrat - wie es Mary Wilson nachgesagt wird, der Frau des früheren Premierministers Harold Wilson.

Sie dürfte sich auch keine allzu intensiven Gedanken über die Kücheneinrichtung machen wie die frühere First Lady Norma Major. In ihrem bisherigen Wohnsitz Downing Street Number Eleven hielt sich Brown jedenfalls nicht mit dem Abstauben der wertvollen Gainsborough-Gemälde auf: Sie ließ stattdessen Porträts von Gewerkschaftsführern aufhängen.

Sarah Brown gehört eher zu den Frauen, die sich bei allem beruflichen Erfolg, bei aller Intelligenz und bei allem Witz so zurücknehmen, dass sie im Schatten ihres Mannes zu verschwinden scheinen - deren Einfluss man aber nicht unterschätzen sollte. Sarah Brown gibt so gut wie nie Interviews, Freunde wie die Autorin J. K. Rowling lassen sich kaum ein Wort über sie entlocken. Frühere Klassenkameraden beschreiben die heute 43-Jährige als "erstaunliche, gertenschlanke, hippiemäßige" Frau, die in jungen Jahren oft barfuß herumgelaufen sei.

Die als Sarah Macauly geborene Gattin des neuen britischen Premierministers Gordon Brown war eine Einserschülerin, studierte Psychologie, arbeitete als Beraterin für Öffentlichkeitsarbeit, gründete mit 30 ihre eigene Firma und beriet namhafte Unternehmen wie das Victoria und Albert-Museum. All das gab sie auf, um sich ihrem Mann und später auch den beiden Kindern zu widmen.

Bis Gordon Brown, der britische Finanzminister, seine rothaarige Freundin vor sieben Jahren heiratete, war es allerdings ein weiter Weg. Die PR-Frau und der Minister waren sich beruflich schon ein paar Mal begegnet, bevor sie sich 1994 auf einem Inlandsflug näher kennenlernten. Doch von ihrer Freundschaft bekam kaum jemand etwas mit, der ehrgeizige und arbeitsame Brown dachte lange auch überhaupt nicht an Heirat. Die Partei machte in der Beziehung schon Druck, weil in der Öffentlichkeit seinerzeit gemunkelt wurde, der "ewige Junggeselle" sei vielleicht schwul.

Doch Sarah habe Brown die Zeit gelassen, die er brauchte, um sich endgültig festzulegen, sagte ein Parteifreund dem "Independent". Die Hochzeit fand 2000 in aller Stille statt - natürlich in Schottland, der Heimat von beiden.

In ihrer Ehe mussten die Gordons bereits einige Schicksalsschläge verkraften. Ihr erstes Kind wurde 2002 sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt geholt. Zehn Tage später starb die kleine Jennifer Jane in den Armen ihrer Eltern an einer Gehirnblutung. Sarah Brown gründete danach eine Stiftung, um die medizinische Forschung zur Säuglingssterblichkeit voranzutreiben. Ihr Sohn John kam 2003 gesund zur Welt, doch der im vergangenen Jahr geborene zweite Sohn Fraser leidet an der Erbkrankheit Mukoviszidose.

Zur Person Sie wurde 1963 in Schottland geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte sie mit ihrer Familie in Tansania. Seit 1994 ist sie mit Gordon Brown liiert, seit 2000 sind sie verheiratet. Die beiden haben zwei Söhne.

zum Beruf Sarah Gordon hat Psychologie studiert. Mit 30 Jahren gründete die eingefleischte Linke mit einer Freundin eine eigene PR-Agentur. Ihre erfolgreiche Firma gab sie nach der Heirat mit Gordon Brown auf.