Schatzsucher wollen Silber vor Irland im Frühjahr heben

London (dpa) - Ein deutsches U-Boot versenkte vor 70 Jahren das britische Handelsschiff „Gairsoppa“. Mit dem Frachter versank ein Silberschatz mit Millionenwert. Ein US-Unternehmen will das Silber nun bergen.

Seit mehr als 70 Jahren liegt die „Gairsoppa“ in 4700 Metern Tiefe auf dem Grund. Im Frühjahr 2012 solle die Bergung beginnen, teilte die US-Schatzsucherfirma Odyssey Marine Exploration mit. Am Montag war bekanntgeworden, dass in dem Wrack der „Gairsoppa“ rund 200 Tonnen Silber im Wert von schätzungsweise bis zu 170 Millionen Euro liegen könnten. Das geht aus alten Dokumenten hervor.

Das Dampfschiff war im Februar 1941 gesunken. Nur ein Mitglied der 85-köpfigen Mannschaft überlebte. Die etwa 125 Meter lange „Gairsoppa“ hatte auf dem Weg von Indien nach Großbritannien Kurs auf Irland genommen, weil der Treibstoff knapp wurde. Die Firma fand das Wrack im Sommer mit Hilfe von Sonartechnik in 4700 Meter Tiefe. Zum Vergleich: Die berühmte „Titanic“ liegt etwa 4000 Meter tief.

„Einige Leute mögen sich über die potenzielle Komplexität einer Bergung aus solcher Tiefe wundern, aber wir haben bereits eine ausführliche Analyse der besten Werkzeuge und Techniken, um diese Operation auszuführen, unternommen und sind sehr zuversichtlich“, sagte Odyssey-Chef Greg Stemm. Roboter hatten Bilder gemacht, auf denen von dem Silberschatz allerdings nichts zu sehen ist. Erkennbar sind Teekisten, die ebenfalls auf der Frachtliste der „Gairsoppa“ standen. Da die Teekisten leichter waren, sei das Silber womöglich unter ihnen gelagert worden, hieß es.

Sollte der Schatz tatsächlich gefunden werden, wäre es nach Angaben des Unternehmens vom Wert her die „größte bekannte Schiffswrack-Ladung von Silber, die je unter einem Vertrag mit der britischen Regierung“ gefunden wurde. Am Montag hatte es zunächst sogar geheißen, der Fund wäre der wertvollste Silberschatz, der jemals im Meer entdeckt wurde.

Anders als bei einem anderen Schiffsfund vor Spanien steht dem US-Unternehmen diesmal wohl kein Streit um die Eigentumsansprüche an dem Schatz bevor. Im Rahmen eines Vertrags mit dem britischen Verkehrsministerium stehen der Firma 80 Prozent des Silberfundes zu. Das Ministerium bestätigte dies und teilte mit, dass Odyssey nach einer Ausschreibung im Jahr 2010 den Zuschlag bekommen habe.

Odyssey ist mit den spanischen Behörden in einen Rechtsstreit verstrickt, bei dem es um den Fund von Silber- und Goldmünzen und im Wert von geschätzt 370 Millionen Euro geht. Die Spezialfirma beansprucht den Schatz aus dem Wrack für sich, Spanien sieht ihn jedoch als Besitz des Landes an. Vor wenigen Tagen hat ein Gericht in Florida, wo Odyssey sitzt, den Schatz Spanien zugesprochen. Die Firma kündigte aber weitere juristische Schritte an.

Warum so viel Silber an Bord der „Gairsoppa“ war, ist nicht ganz klar. Eine Sprecherin von Odyssey sagte am Dienstag, es könnte sich um Steuerzahlungen aus Indien handeln. Die „Gairsoppa“ war seit 1919 im Einsatz und die Tour von und nach Indien regelmäßig gefahren. Sie wurde nach gleichnamigen Wasserfällen im Südwesten Indiens benannt. Der einzige Überlebende des Unglücks war 1992 in Cornwall gestorben.